Die 57. Auflage des Super Bowls in Arizona wird mit Spannung erwartet. Credit: Imago Images / USA Today / Kirby Lee

Für ein paar Tage konnte sich der frisch zurückgetretene Tom Brady noch einmal die Schlagzeilen sichern. Doch jetzt geht es geradeaus zum Super Bowl LVII nach Glendale, Arizona. Im Duell der Kansas City Chiefs und der Philadelphia Eagles wird es am frühen Morgen des 13. Februars auf dem Feld zur Sache gehen. Die beiden besten Teams der abgelaufenen Saison treten gegeneinander an. Ihre “Road to Super Bowl” beschreibt den Weg der beiden Kontrahenten ins Endspiel und nennt die Stars und Schlüsselfiguren des großen Finals. 

Um 0:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit ist der Kickoff im State Farm Stadium angesetzt. Beide Mannschaften zogen als topgesetzte Anwärter der AFC und NFC in die Playoffs ein. Wer die Nase letztendlich vorne haben wird, kann uns erst das Spiel selbst zeigen. Zu eng liegen die Stärken und Schwächen der Mannschaften beieinander. Hier nun die Fakten: 

 

Road to Super Bowl

Was sich direkt festhalten lässt, ist die Tatsache, dass der Weg zum Super Bowl für die Chiefs härter war als für die Eagles. Dafür kann das Team von der Ostküste nichts. Aber in Duellen mit Joe Burrow und den Cincinnati Bengals, sowie Trevor Lawrence und den Jacksonville Jaguars wurde Kansas City weitaus mehr getestet, als Philadelphia gegen Brock Purdy, später Josh Johnson gegen die San Francisco 49ers und Daniel Jones mit den New York Giants. 

Philly hat die vermeintlich leichteren Prüfungen dafür mit Bravour gemeistert. Zweimal über 30 Punkte, kein einziges Mal mehr als sieben Punkte erlaubt, das kam schon einer Machtdemonstration gleich. Die Chiefs hingegen mussten in ihren Duellen bis zum Schluss kämpfen und haben dabei viele Körner gelassen. 

Denn Star-Quarterback Pat Mahomes geht sichtlich angeschlagen in die Partie. Er wird im Super Bowl nicht bei 100 Prozent sein. Genausowenig wie sein wichtigster Receiver nach Tight End Travis Kelce voll belastbar sein wird. Andauernde Knieprobleme schränken die Vorbereitung von JuJu Smith-Schuster ein. Und auch Kelce laboriert an Rückenproblemen. Wide Receiver Kadarius Toney ist fraglich, Mecole Hardman wird sogar sehr wahrscheinlich ausfallen. 

Es ist daher nicht nur die Frage, ob Mahomes gesund genug ist, sondern zu wem er überhaupt werfen soll. Alle Spieler müssen hier ganz schön auf die Zähne beißen.

Die Eagles haben hier eindeutig kleinere Verletzungssorgen. Passverteidiger Avonte Maddox erlitt einen so genannten Turf Toe im Training der letzten Woche. Aufgrund der spritzigen seitlichen und rückwärtsgerichteten Bewegungen kann ihn ein eigentlich milder Zehenbruch dennoch vom Spiel fernhalten. Auf die angeschlagenen Stars A.J. Brown und Lane Johnson darf das NFC-Team aber sicher zählen. Brown spielte nach seiner Hüftverletzung bereits gegen die 49ers wieder uneingeschränkt, Johnson spielt seit Wochen über Probleme an der unteren Bauchsehne hinweg. Das sollte man allerdings im Auge behalten, schließlich könnte der Pass Rush von Kansas City versuchen, ihn früh im Spiel in wechselnde Bewegungen zu zwingen, um ihn dort aus der Komfortzone zu holen. 

 

Regular Season

Komfortzone ist ein gutes Stichwort. Denn die Chiefs gewannen in ihrer Bastion, dem heimischen Arrowhead Stadium, alle Partien bis auf ein einziges Spiel innerhalb der Regular Season. Gegen die Buffalo Bills verloren sie knapp mit 24-20. Auswärts setzte es gegen die Bengals und die Indianapolis Colts weitere Niederlagen. Erstere konnte KC im AFC Championship Game ausbügeln. Zweitere ist gegen ein ansonsten desolates Team aus Indy sicher als Ausrutscher zu bewerten, weil die Chiefs alle weiteren 14 Spiele gewannen. Dabei erzielten sie achtmal über 30 Punkte. 

Die Eagles ließen erst am Saisonende Federn, als man schon in den Playoffs stand und Quarterback Jalen Hurts verletzt von der Bank aus zusehen musste. Einige Leistungsträger wurden geschont, erhielten weniger Snaps und sicher hat man sich die ein oder andere Seite aus dem Playbook für die Playoffs und den Super Bowl aufgespart. Die einzige Niederlage, die Hurts auf dem Feld in 2022 miterleben musste, geschah am 14. November gegen die Washington Commanders. Ansonsten erzielte Philadelphia, genau wie Kansas City, einen 14-3 Record. Sechsmal holte Philly dabei über 30 Punkte. Im Gegensatz zu den Chiefs konnten sie allerdings auch defensiv in manchen Partien brillieren. Gleich zu Saisonbeginn erlaubten sie in Woche Zwei und Drei nur einen Touchdown. 

 

Die Stars im Super Bowl

Auf Seiten der Kansas City Chiefs finden sich die schillerndsten Playmaker sicherlich in der Offense. Pat Mahomes wird aller Voraussicht nach heute Abend zum MVP gekürt. Travis Kelce ist seit Jahren seine wichtigste Anspielstation und kann seine ohnehin starken Leistungen innerhalb einer Saison zu den Playoffs immer noch einmal steigern. 

Bei den Eagles müssen wir über Quarterback Jalen Hurts sprechen. Doch er wäre nichts ohne seine großartige Unterstützung in Form von Runningback Miles Sanders und der Receiver DeVonta Smith und A.J. Brown. Sanders ist ein sehr variabler und moderner Runner und Passempfänger. Smith und Brown sind unglaublich athletisch und werden der jungen Defense der Chiefs sicher einiges an Kopfzerbrechen bereiten. 

Kommen wir zur Defense gilt es für Philadelphia den wichtigsten Verteidiger in Chris Jones auszuschalten. Bereits Aaron Donald von den Los Angeles Rams bewies im letzten Super Bowl, dass ein vielseitiger und schneller Defensive Tackle im Endspiel den Unterschied ausmachen kann. Auch Jones kann entscheidende Plays machen. 

Der geheime Star des Finals ist allerdings die Offensive Line der Eagles. Lane Johnson, Isaac Seumalo, Jason Kelce, Landon Dickerson und Jordan Mailata geben ihrem jungen Quarterback nicht nur genug Zeit, um seine Receiver in Szene zu setzen. Vor allem das Laufspiel um die schnellen Hurts und Sanders profitiert ungemein von der physischen Dominanz der schweren fünf Mann in der Front. Gegen die 49ers, die nachweislich eine starke Defensive Line besitzen, spielte die Offensive Line ihre Gegner nach Belieben an die Wand. Teilweise wurden gestandene Starter komplett aus dem Spiel genommen.

Doch auch die eigene Defensive Line kann sich sehen lassen. Allen voran stehen Haason Reddick und Josh Sweat für einen erstklassigen Run Stop und extreme Gefahr im Pass Rush. Hier haben die Eagles in den letzten Jahren viele Ressourcen bei der Kaderplanung investiert und hier sind sie besonders stark. Super Bowls werden nicht selten in den Trenches an der Line of Scrimmage entschieden. Die Investition könnte sich im Finale also auszahlen. 

 

Spannender Super Bowl

Die Karten liegen auf dem Tisch und es macht den Eindruck, als könnten die Philadelphia Eagles in vielen kritischen Bereichen einen leichten Vorteil haben. Es darf jedoch nicht vergessen werden, welche Rolle die Tagesform an einem solch wichtigen Abend spielt und wie wichtig der Faktor Erfahrung hier sein kann. 

Head Coach Andy Reid hat die Kansas City Chiefs bereits in mehrere Super Bowls geführt und ist mit seinem langjährig erfolgreichen Staff bestens gerüstet für die mentale Belastung, die so ein Endspiel einem abverlangen kann.

Für Nick Sirianni ist es das erste große Spiel in seiner Karriere als Trainer. Der 41-jährige wird eine gehörige Portion Mut brauchen, um sich mit Reid und den Chiefs von Beginn an des Spiels zu messen. 

Dort liegt sicher auch ein wichtiger Schlüssel für den Ausgang der Partie. Wenn Reid es hinbekommt, die jungen Eagles zum Auftakt zu fordern oder gar zu überfordern, kann das dieses Spiel auch nachhaltig beeinflussen. Je leichter der Einstieg für den unerfahrenen Sirianni, desto höher sind die Siegchancen sicher bei den Eagles anzusiedeln. 

Über den/die Autor/in
Philipp Forstner
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Philipp Forstner
Autor / Redakteur
Philipp schreibt bei TOUCHDOWN24 u.a. über den College Football

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