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NFL - National Football League

Die Glaubensfrage zu Brock Bowers im NFL Draft 2024

Brock Bowers ist das größte Tight End Talent im NFL Draft 2024. Credit: Imago Images / ZUMA Wire / Jason Getz

Eine gute Woche ist es noch bis zum NFL Draft 2024 und somit häuft sich auch die Frequenz der ohnehin schon zahlreichen Geschichten rund um die vielleicht spektakulärste Talentlotterie des Planeten. Dabei stellen sich gleich reihenweise kontroverse Fragen, von denen sich in diesem Jahr eine ganz besondere mit Tight End Brock Bowers befasst!

Sie stellen sich jedes Jahr aufs Neue, die Glaubensfragen bezüglich des NFL Draft. Die kniffeligen Streitthemen, zu welchen Scouts, Offizielle, Fans und die Bäckersfrau von um die Ecke allesamt eine unterschiedliche Meinung haben, welche sich letztendlich wunderbar kontrovers diskutieren lässt. Denn in sich sind die Fragen oftmals absolut, manchmal gar existenziell: Darf man einen Runningback noch in der ersten Runde draften? Niemals, schreien die einen, aber klar doch, fauchen die anderen. Vor C.J. Stroud waren Quarterbacks von der Ohio State University eine beliebtes Thema, an welchem sich die Geister schieden, auch Offensive Linemen von der University of Alabama genießen zeitweise einen gewissen Ruf. Wie sieht es mit Uptrades aus? Darf man Safeties noch hoch ziehen? Derlei Fragen gibt es etliche. Eine von ihnen fällt vor dem NFL Draft 2024 nächste Woche ganz besonders häufig: Darf man einen Tight End in den Top Ten holen?

Brock Bowers ist ein kontroverses NFL-Talent

Im konkreten Fall schickt die Community ihre verbalen Panzer für oder gegen Brock Bowers ins Feld, den ehemaligen Megastar-Tight-End der Georgia Bulldogs, der in den vergangenen drei Jahren einen der wichtigsten Faktoren für die zwei National Championships der SEC-Schmiede ausmachte. Nun will er einen ähnlichen Impact in der NFL auf den Rasen zaubern, was ihm reihenweise Scouts auch durchaus zutrauen. Aber fast genauso viele Draft-Strategen schütteln nur angewidert den in diesen Tagen ob unendlich vieler Scouting Reports rauchenden Kopf und meinen, man dürfte niemals einen Spieler wie Bowers unter den besten zehn Spielern des Draft ziehen. Zumindest solange man nicht enttäuscht werden will.

Spielerische Argumente gibt es für Bowers reihenweise und eigentlich nur wenige gegen ihn. Insgesamt setzt er etliche von genau den Haken, die Scouts gerne geklärt wissen. So hat er für eine Elite-Football-Schule in der stärksten Conference in Amerika gespielt, lieferte dabei in reihenweise wichtigen Spielen gegen Top Competition ab und krönte seine Leistungen mit Titeln, Awards sowie unzähligen Highlights. Physisch gesehen bringt er ein ziemlich komplettes Paket mit, fängt enorm sicher, beschleunigt mit dem Ball in den Händen schneller als mancher Wide Receiver und blockt zudem auch noch ganz passabel an der Line of Scrimmage. Bowers kann man außen, in der Slot oder als Halfback einsetzen, mit seiner Geschwindigkeit und seiner Power ist er gleichermaßen Matchup-Albtraum für Linebacker als auch Safeties. Abseits vom Feld scheint auch alles zu passen beim hartarbeitenden Jungen aus Kalifornien. Wo also ist hier das Problem?

Fehlt Brock Bowers der „positional value“?

In Sachen Athletik ist Bowers nicht wirklich jemand, der in seiner College-Karriere alle Nase lang umkämpfte Catches aus der Luft gepflückt hat, sein Vertical sieht zumindest auf dem Tape nicht gerade berauschend aus. Vielleicht könnte er auch den einen oder anderen Zentimeter größer sein, aber das war es dann eigentlich auch schon. Manche Plays von Bowers besitzen aufgrund seines Speeds einen echten Wow-Faktor, er war über lange Strecken der Motor von einer der besten NCAA-Pro-Style-Offensiven der vergangenen Jahre. Dennoch baumelt über Bowers Prospect-Köpfchen ein signifikantes Damokles-Schwert, das seinen Status als Top Ten Pick in Frage stellt. Denn er spielt eben auf der Position des Tight End.

Travis Kelce hin, George Kittle her, im großen NFL-Kosmos genießt die Position nicht unbedingt den höchsten Stellenwert. Seit vielen Jahren gilt sie als ein Roster-Puzzlestück, das man auch gut und gerne in späteren Draftrunden finden kann – wie nicht zuletzt die beiden eben genannten Superstars beweisen. Der „Positional Value“ ist daher und aufgrund der spieltaktischen Signifikanz, der Tight Ends in der heutigen NFL zumeist beigemessen wird, in der Wahrnehmung vieler Franchises deutlich geringer als bei anderen Positionen und rangiert hier weit weg von den Premium Spielern wie Quarterback oder Left Tackle. Erschwerend kommt hinzu, dass die jüngste Drafthistorie in der ersten Runde geradezu katastrophal für die Position ausgefallen ist. In den vergangenen zehn Jahren wurden acht Tight Ends am ersten Tag des NFL Draft gezogen, davon hat nicht einer bisher einen First Team All-Pro-Platz ergattern können. Auch Pro Bowl Nods findet man nur wenige, insgesamt blieben Namen wie Noah Fant, O.J. Howard oder Evan Engram weit hinter den in sie gesteckten Erwartungen zurück.

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Revolutioniert Brock Bowers die Tight End Position?

Bowers gilt trotzdem weitestgehend als Spieler, der mit seiner Vielseitigkeit sowie seinem durchaus vorhandenen Old School Game die Position revolutionieren könnte. Nur mancher Kritiker sagt, dass er genau das auch tun müsste, um einen Top Ten Pick zu rechtfertigen. Alles da drunter wäre eine Enttäuschung. Bei Tackles oder Cornerbacks ist dies zum Beispiel ein wenig anders. Wenn man hier einen soliden bis ziemlich guten Starter findet, dann ist das vielleicht nicht unbedingt toll in den Top Ten, wo man eher auf echte Unterschiedsspieler hofft. Gleichzeitig aber besetzt man extrem schwer zu besetzende wichtige Positionen für die nächste Dekade und allein darin liegt schon ein gewaltiger Wert für eine NFL-Franchise. Heißt also: Bowers in den Top Ten ist eine schlechte Idee? Nicht unbedingt.

Letztendlich hängt es bei ihm wie auch bei allen anderen Spielern rein von der individuellen Evaluation ab. Wenn man ihn mehr als Playmaker denn als reinen Tight End sieht und ihn in Sphären wie Kittle oder Kelce erachtet dann sollte man nicht zwei Mal überlegen Bowers Namen am Draftabend auf die Karte zu schreiben. Hier spielen natürlich auch viele andere Faktoren eine Rolle. Welches Offensivsystem läuft man? Wirft man seinen Tight Ends überhaupt Bälle zu? Wie ist der eigene Kader aufgebaut? Letztendlich haben diese Dinge aber wenig damit zu tun ob jemand nun ein Tight End ist oder nicht. Das kategorische Ausschließen einer Position klingt nur solange gut, bis man mit dieser Strategie ein absolutes Übertalent verpasst. Ein Fehler, den man als NFL-Team eigentlich nicht machen sollte.

Auch nicht, wenn man noch so fest glaubt, dass man richtig liegt.

Über den/die Autor/in
Moritz Wollert
Moritz Wollert
Moritz Wollert schreibt für TOUCHDOWN24 u.a. über die NFL. Für das monatliche Print-Magazin schreibt er u.a. die NFL History Artikel

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