Für die Entscheidung über seine sportliche Zukunft betritt Aaron Rodgers ungewöhnliche Pfade. Credit: Imago Images / USA Today / Jeff Hanisch

Der vierfache MVP und Super Bowl Champion Aaron Rodgers denkt über seine Zukunft nach und geht dafür ungewöhnliche Wege. Jüngst zog sich der 39-jährige Quarterback der Green Bay Packers in einen verdunkelten Raum zur totalen Isolation zurück.

Für vier Tage wollte sich Rodgers also in einen dunklen Raum, abgeschottet von der Außenwelt, seine Gedanken über das mögliche Karriereende, einen anstehenden Trade oder seinem Verbleib in Green Bay machen. Dazu wurde er nur alle zwei Tage durch eine Schleuse mit Lebensmitteln versorgt und nutzte keine Medien. Der Raum war dabei allerdings nicht verschlossen. Jederzeit konnte AR12 das Projekt abbrechen oder einfach beenden. 

Aaron Rodgers auf spiritueller Reise

Bereits in der Vergangenheit ging Aaron Rodgers ungewöhnliche Wege. So reiste er vor drei Jahren nach Peru, um sich von einem Schamanen auf einen psychedelischen Trip führen zu lassen, indem er Ayahuasca einnahm. Der Trank wird von südamerikanischen Ureinwohnern traditionell als Teil eines spirituellen Rituals eingenommen. Ayahuasca hat dabei eine sinnesschärfende Wirkung. Der Konsument dieser in den USA legalen Droge gerät für einige Stunden in eine Art Trance. 

Nachdem sich Rodgers nun auf eine erneute spirituelle Reise gemacht hat, wird eine Entscheidung über seine Zukunft in nächster Zeit erwartet. Dabei liegt diese Wahl nicht nur bei ihm selbst, obwohl er es öffentlich gern so aussehen lassen möchte. Auch die Verantwortlichen der Green Bay Packers fragen sich allmählich, wie lange sie auf eine Aussage von Rodgers warten möchten. “Unsere Gefühle gegenüber Aaron haben sich nicht geändert, aber es geht in diesen Gesprächen auch um unser Team und wohin es geht (...)”, so General Manager Brian Gutekunst im jüngsten Interview vom NFL Combine. 

Rodgers wird zum Ligastart in wenigen Tagen garantierte 59,465 Millionen US-Dollar erhalten. Er wird definitiv kein Karriereende bekanntgeben, bevor diese Rekordsumme für einen Quarterback nicht zur Anweisung kommt. Denn sollte er überraschend doch vor dem 15. März seine Schuhe an den Nagel hängen, würde er auf diesen immensen Betrag in den kommenden Monaten verzichten. Das ist praktisch ausgeschlossen. 

Vertrag macht es kompliziert

Ziehen die Packers ihre Option auf weitere Jahre, dann können sie damit zwar die in diesem Jahr fällige Zahlung signifikant reduzieren, müssen jedoch für die kommenden Jahre ähnlich hohe Gehaltsforderungen einkalkulieren. Insgesamt würde Gutekunst die Auszahlungen damit nur aufschieben, was ihm aktuell mehr Möglichkeiten bei der Kaderplanung für 2023 bieten würde, jedoch bei einem in Zukunft irgendwann anstehenden Karriereende von Rodgers endgültig den Geldhahn zuschnüren würde. Das verkompliziert die Sache zusätzlich. 

Doch egal, wie sich der GM am 15. März letztendlich entscheidet und welche Schlüsse Rodgers daraus zieht, danach wird es erst richtig interessant. Denn ein Trade zu einem neuen Team ist für beide Parteien derzeit bei weitem nicht vom Tisch. Gutekunst dementierte gar nicht erst, als er gefragt wurde, ob es mit anderen Teams Gespräche über Aaron Rodgers geben würde, sondern ergoss sich lediglich mit einem Lächeln im Gesicht in Verallgemeinerungen: “Ich rede mit allen Teams zu jeder Zeit. Über Trades haben wir nicht gesprochen. Noch nicht.” 

Hier treffen erneut Wünsche und Realität aufeinander. Diesmal ist es aber nicht Rodgers, der überzogene Forderungen stellt, sondern Gutekunst, der scheinbar den Marktwert seines in die Jahre gekommenen Quarterbacks überschätzt. 

Rodgers ist 39 Jahre alt und kommt aus seiner ersten Saison seit 2010, in der er mehr als zehn Interceptions warf. Seine Gedanken um ein baldiges Karriereende betreffen nicht nur die Packers, sondern verunsichern auch mögliche Partner in einem Trade. Die im Raum stehende Forderung von zwei Erstrundenpicks ist daher völlig überzogen. 

Auf den Spuren von Brett Favre und Joe Montana

Verglichen mit anderen großen Stars auf der letzten Stufe ihrer Karriere müssen sie in Green Bay eigentlich nur in die eigenen Aktenordner schauen, um festzustellen, was man für einen Veteranen in sportlich gesehen, hohem Alter noch aufrufen darf. Brett Favre wechselte mit 38 Jahren zu den New York Jets für einen konditionellen Viertrundenpick, der sich, gemessen an Einsatzzeiten und Erfolg sogar im Falle eines Super Bowl Titels bis zu einem Erstrundenpick hätte steigern können. 

Für den 36-jährigen Joe Montana erhielten die San Francisco 49ers in den 1990ern von den Kansas City Chiefs einen Erstrundenpick für den kommenden NFL Draft, mussten jedoch selbst noch einen Drittrundenpick mit dazugeben. Die bis dahin genannten Forderungen von mehreren Picks der ersten Runde wurden auch hier nicht erfüllt. Und das war am Ende auch für beide Seiten richtig. Denn Montana spielte noch einmal erfolgreich auf, erreichte die Playoffs und das AFC Championship Game, beendete dann aber nach zwei Jahren endgültig seine Karriere. 

Rodgers und die Packers: Wie geht es aus?

Am Ende wird Rodgers auf alle Fälle seinen Vertrag über den 15. März hinaus erfüllen. Die Packers müssen entscheiden, ob sie eine Option auf weitere Jahre ziehen möchten, oder zukünftig mit dem 24-jährigen Jordan Love auf Quarterback planen möchten. 

Interessierte Teams, wie die Las Vegas Raiders und die New York Jets wird es für den verdienten Spielmacher geben. Dafür müssen sie in Green Bay allerdings verstehen, dass die Erwartungen an einen hochdotierten Trade zu hoch gesteckt sind. Vielmehr ist die Kompensation mit einem konditionellen Zweitrundenpick, der im Falle des Erfolgs zu einem Erstrundenpick wird, realistisch. Vielleicht könnte der Preis aufgrund des teuren Vertrages von einem aufnehmenden Team sogar noch weiter gedrückt werden. Rodgers wird abwarten müssen, wie sich die Offiziellen entscheiden. 

Es sei denn, er möchte sofort seine Karriere beenden. Diese Wahl trifft er ganz allein. Denn ohne eine Fortsetzung kann es auch keinen Trade geben. 

Über den/die Autor/in
Philipp Forstner
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Philipp Forstner
Autor / Redakteur
Philipp schreibt bei TOUCHDOWN24 u.a. über den College Football

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