Viele Fans sagen, dass die NFL Divisional Round das beste Wochenende einer jeden Postseason darstellt. Der Grund ist klar: Man bekommt endlich auch die Top Seeds der Liga zu sehen und zwei Tage sind mit spannungsgeladenen Doubleheadern garniert. Alles Wissenswerte zu den diesjährigen Partien gibt es hier in unserem NFL Playoff Roundup!
In der AFC haben sich am Wild Card Weekend alle Favoriten durchgesetzt und mit Baltimore, Houston, Buffalo sowie Kansas City hegen nun weiterhin alle Top Four Seeds der Conference noch Träume vom Super Bowl. In der NFC dagegen mussten die an Zwei gesetzten Dallas Cowboys nach einer völlig indisponierten Leistung gegen heiße Green Bay Packers bereits die Segel streichen, was den Weg für den Number One Seed aus San Francisco zumindest auf dem Papier ein klein wenig einfacher macht. Doch wie heißt es so schön: Am Ende zählt auf dem Platz!
Baltimore Ravens (1) vs. Houston Texans (4)
Samstag, 22:30 Uhr deutsche Zeit
Eine Bye Week hat es so an sich, dass nicht so viel über die jeweiligen ausruhenden Teams gesprochen wird und genauso verhielt es sich auch mit den Baltimore Ravens. Jetzt aber gehen sie als der prädestinierte Top-Favorit in die NFL Playoffs, nachdem sie kurz vor Ende der regulären Saison noch mit einem starken Sieg gegen das NFC-Powerhouse aus San Francisco aufhorchen ließen. Offense, Defense, Special Teams, Playmaker, einen MVP-Kandidaten als Quarterback – die Ravens haben alles, was man für einen langen Playoff-Run bis zum Super Bowl braucht.
Das einzige Problem: So in etwa war es auch die letzten Male, als sie Lamar Jackson in die Postseason geführt hat und als es dann richtig um die Wurst ging verdorben sich die Ravens mächtig den Magen. Gerade Jackson hat bisher noch nicht einmal wirklich gute Playoffs gespielt, konnte nur eins seiner vier Postseason-Spiele gewinnen und warf dabei fünf Interceptions gegenüber bloß drei Touchdowns durch die Luft. Auch wenn er in dieser NFL Saison ein wohl deutlich besseres Receiving Corps an seiner Seite hat, bleibt der psychologische Faktor nicht zu unterschätzen.
Lamar Jacksons nächster Fehltritt in den NFL Playoffs?
Die Houston Texans können eben jenem ganz entspannt gegenüber treten. Mit ihrem Heimsieg gegen die Cleveland Browns sind sie eigentlich mehr als nur im Soll für diese Saison und es scheint, als ob die junge Mannschaft von Demeco Ryans nun eher die Basis für die Zukunft legen wird. Abschreiben sollte man das Team aus Texas aber noch lange nicht, was nicht zuletzt am überragenden Rookie-Quarterback C.J. Stroud liegt.
Statistisch gesehen ist er in ähnlich hohen Sphären unterwegs wie sein Gegenüber Jackson, gerade beim Run Game und in der Verteidigung liegen allerdings Welten zwischen Baltimore und Houston. Ein Test für Houston könnten außerdem die Elemente werden. Traditionell mögen es NFL Teams aus dem Süden nicht so gerne, wenn sie in der Postseason bei kaltem Wetter draußen antreten müssen, erst recht nicht, wenn ihre eigenen Stadien verschließbare Dächer haben. Gepaart mit der starken Ravens-Defense inklusive dem besten Pass Rush der NFL kann es also schnell ungemütlich werden für Houston. Und dann denkt man manchmal doch schnell an die rosige Zukunft.
Buffalo Bills (2) vs. Kansas City Chiefs (3)
Montag, 0:30 Uhr deutsche Zeit
Irgendwie musste es ja so kommen, denn eigentlich geht in den letzten Jahren keine NFL-Saison mehr ins Land ohne einen Klassiker zwischen den Buffalo Bills und den Kansas City Chiefs. Vielen geistert sicherlich noch das Overtime-Drama von vor zwei Jahren durch den Kopf, dass die Rivalität zwischen den beiden Mannschaften so richtig ans Laufen brachte. Und es wäre nicht verwunderlich, wenn etliche Bills nicht genau auf diese Chance gewartet haben, den Makel von damals im eigenen Stadion endlich wettmachen zu können.
Die Ausgangslage ist aufgrund des Heimvorteils sicherlich vielversprechend, aber die Bills kämpfen gerade in der Defensive mit immensen Verletzungsproblemen. Linebacker Terrel Bernard, der als Ersatz für den bereits in der Regular Season ausgefallen Star Matt Milano eine überragende Serie hinlegt, verletzte sich letztes Wochenende am Knöchel und somit könnte Buffalo neben mehreren Secondary-Akteuren das Herz seiner Verteidigung fehlen. Damit kommt es noch mehr auf den bärenstarken Pass Rush und den Angriff der Bills an. Eine Aufgabe, welcher diese beiden Units durchaus gewachsen sein sollten.
Bills und Chiefs treffen sich im ewig jungen Duell
Auf dem Papier ähneln sich die beiden Mannschaften in vielerlei Hinsicht. Beide verteidigen stark gegen den Pass, haben dagegen aber eher eine anfällige Rush Defense. Vorne laufen sie den Ball ziemlich solide und haben obendrein mit Patrick Mahomes und Josh Allen Superstar-Quarterbacks hinter dem Center stehen. Einen klaren Vorteil haben die Bills aber in der kollektiven Power ihres Angriffs, der doch eine oder zwei Dimensionen an Playmakern mehr zu bieten hat als die in diesem Jahr oft unkonstanten Chiefs.
Für Pat Mahomes ist das Spiel auch eine Premiere: Noch nie zuvor hat das Gesicht der NFL in den Playoffs ein Auswärtsspiel bestritten. Dies direkt in Buffalo tun zu müssen ist alles andere als eine leichte Aufgabe, zumal das Wetter die Pass-Offensiven eventuell stark einschränken könnte. Das war aber auch schon im Wild Card Game gegen Miami so und Kansas City hat mehrfach bewiesen, dass sie Spiele auf andere Art und Weise gewinnen können. Ein weiterer großer Vorteil für den Titelverteidiger: Sie hatten aufgrund Buffalos Spielverlegung und den Ansetzungen der NFL zwei Tage länger Pause.
TO THE DIVISIONAL ROUND #NFLPlayoffs pic.twitter.com/Dd6RzAj1QI
— NFL on CBS 🏈 (@NFLonCBS) January 16, 2024
San Francisco 49ers (1) vs. Green Bay Packers (7)
Sonntag, 2:15 Uhr deutsche Zeit
Vieles was man über die Baltimore Ravens als Top-Favorit in der AFC sagen kann lässt sich fast Eins-zu-Eins auch auf die San Francisco 49ers in der NFC übertragen. Eigentlich von der ersten Saisonwoche an machten sie ihre Ambitionen deutlich und bis auf wenige Ausnahmen zählt das Team von der Bay in diesem Jahr immer zu den absolut besten Teams der NFL. Jetzt gilt es eben nur noch, es auch dann zu beweisen, wenn es darauf ankommt.
Ein klein wenig hat man bei den Niners das Gefühl, dass ihre letztjährige Playoff-Niederlage, die unter anderem durch die Verletzung von Brock Purdy beschleunigt wurde, ihnen noch lange nachhing und sie jetzt das Mantra vom „unfinished Business“ vor sich her tragen. Dies kann Motivator aber auch Bürde zugleich sein. Auf dem Papier jedenfalls sieht das Matchup für die 49ers gegen Green Bay gut aus, gerade wenn man ihre explosive Run-Offense mit der lange Zeit löchrigen Packers-Boden-Defensive vergleicht. Zumal San Francisco auch in der Luft zu den besten Mannschaften der NFL gehört.
San Francisco 49ers wollen Favoritenrolle gerecht werden
Da kommt es den Packers gerade recht, dass ihre Defense zuletzt immer besser funktioniert, die gute erste Halbzeit letzte Woche gegen Dallas sollte der Unit zudem Selbstvertrauen gegeben haben. Die Lineup ist gespickt mit erfahrenen und talentierten Stars, die schon so manches Rodeo mitgemacht haben. Wenn die Packers aber auch in der Woche das große Upset schaffen wollen, dann wird es wohl mit Jordan Love beginnen und müsste wohl auch mit ihm enden.
Denn bei allem Talent im Kader der Packers ist es zuletzt gerade Love, der ihnen eine besondere Dimension gibt. Aufgrund der vielen Playmaker ist er schwer ausrechenbar, bleibt enorm cool in der Pocket und kann im Ernstfall auch Schaden mit seinen Beinen anrichten. Und wenn er gegen San Francisco einen Sieg holt, was seinem Vorgänger in den Playoffs zuletzt zwei Mal nicht gelingen wollte, dann fragen wohl endgültig viele Leute in Wisconsin: „Wer war nochmal dieser Aaron?“
Detroit Lions (3) vs. Tampa Bay Buccaneers (4)
Sonntag, 21 Uhr deutsche Zeit
Das Duell zwischen den Lions und den Buccaneers wird wohl am wenigstem Aufmerksamkeit am kommenden NFL-Wochenende bekommen, auch wenn aus deutscher Sicht das Spiel natürlich dank Amon-Ra St. Browns Teilnahme einen besonderen Charakter genießt. Auf dem Papier könnte sich von der strategischen Seite her auch ein sehr interessantes Matchup entwickeln. Dabei verfügen die Lions über die deutlich bessere Offensive, Jared Goff und Co. rangieren eigentlich bei allen offensiven Statistiken unter den Top Ten. Gerade ihre Offensive Line und das Run Game sind echte Waffen.
Hinten läuft es dagegen eher nicht so berauschend für Detroit, die gerade gegen den Pass immer wieder Freiräume gewähren. Ihre starke Run Defense dürfte gegen das schlechteste Run Team der Liga nicht wirklich ins Gewicht fallen, der Pass Rush dagegen wird zuhause gefragt sein. Hier zuletzt überragend: Aidan Hutchinson. Der vielleicht durch die National Championship seiner Michigan Wolverines beflügelte Defensive End legte in seinen letzten drei Partien zusammen sieben Sacks auf.
Detroit Lions um Amon-Ra St. Brown setzen auf Offensive
Damit dürften sich die Protection Ideen Tampa Bays vor allem mit ihm am kommenden Wochenende beschäftigen. Quarterback Baker Mayfield feierte gegen Philadelphia einen fulminanten Erfolg und ihm liegt die gesamte Fan Base zu Füßen, Auswärts ist die vor ihm liegende Aufgabe natürlich nochmal ein ganz anderer Schnack. Es spricht allerdings nur wenig dagegen, dass er nicht auch Punkte gegen Detroits Secondary generieren kann.
Letzten Endes muss aber natürlich auch die Defense halten, denn ein Shootout mit Detroit dürfte für Tampa Bay nur schwer zu gewinnen sein. Die Blitz-intensive Verteidigung ist fester Bestandteil ihrer Identität unter Todd Bowles, doch die Lions haben mit St. Brown, Tight End Sam LaPorta oder den Runningbacks in der Flat eigentlich hervorragende Counter gegen diese Art von Druck. Damit erzählt man den Bucs-Verteidigern aber sicherlich nichts Neues. Vita Vea und Co. gehen insgesamt sicherlich mit einem Erfahrungsbonus in die Partie, sind doch immer noch etliche Akteure vom letzten Super-Bowl-Sieg des Teams im Kader.