Geht ohne OC und DC in die Saison: Bill Belichick. Credits: IMAGO / Icon Sportswire

Das Bill Belichick de facto als Alleinherrscher die Geschicke der New England Patriots lenkt, ist kein Geheimnis. Nun verzichtet der 70-Jährige aber darauf, Koordinatoren zu benennen. Kann das gut gehen?


Was Bill Belichick sagt, ist Gesetz bei den New England Patriots. Egal, ob man die Erfolge der letzten zwei Dekaden mehrheitlich ihm oder doch eher Tom Brady zurechnet, sechs Super-Bowl-Titel sorgen dafür, dass Belichick in Foxborough schalten und walten kann, wie er gerne möchte. Nach dem Abgang von Offensive Coordinator Josh McDaniels zu den Las Vegas Raiders verzichtet Belichick aber darauf, einen neuen Offensive Coordinator zu benennen. Schon seit 2018, seitdem Matt Patricia als Head Coach bei den Detroit Lions anheuerte, wurde bereits kein Defensive Coordinator mehr benannt. Rein auf dem Papier vereinnahmt der Head Coach auch beide Koordinatoren-Posten. Hinzu kommt, dass er faktisch auch noch als General Manager agiert.



Es ist ziemlich einsam geworden um den 70-Jährigen. Wo vor wenigen Jahren McDaniels und Patricia noch das Play Calling für Offense und Defense übernahmen und Nick Caserio als Direktor für das Spielerpersonal zumindest eine ähnliche Rolle wie ein General Manager einnahm, Belichick zumindest zuarbeitete, herrscht nun gähnende Leere. Dabei ist Patricia, nachdem er bei den Lions gefeuert wurde, längst wieder im Coaching Staff der Patriots und könnte auf seinen alten Posten zurück. Stattdessen fungiert der 47-Jährige nun in beratender Funktion als Senior Football Advisor und Trainer der Offensive Line. Auch Joe Judge ist zurück. Der frühere Special Teams Coordinator durfte sich zwei Jahre als Head Coach der New York Giants ausprobieren und ist nun wieder in New England – offiziell als Assistenztrainer der Offense.

49ers und Rams erreichten ohne OC den Super Bowl

Nun ist es unter Belichick schon seit Jahren nicht ungewöhnlich, dass Posten nicht mehr offiziell vergeben werden. Brian Flores war offiziell Linebacker Coach, eher er Cheftrainer der Miami Dolphins wurde. Inoffiziell hatte er 2018 aber die Nachfolge Patricias als defensiver Play Caller übernommen. Seitdem ist Belichick zu seinen Wurzeln zurückgekehrt, er war als junger Trainer Defensive Coordinator der Giants, und hat die Aufgaben eines DC bei den Patriots in seine Chefhand übernommen. Das ist in der NFL auch soweit nicht ungewöhnlich, immer wieder übernehmen Head Coaches auch das Play Calling für Offense oder Defense. Kyle Shanahan verzichtet bei den San Francisco 49ers beispielsweise auf einen Offensive Coordinator – durchaus mit Erfolg, wie eine Super-Bowl-Teilnahme und ein NFC Championship Game beweisen. Auch die Los Angeles Rams erreichten in der Saison 2018 den Super Bowl, nachdem Head Coach Sean McVay den Koordinatoren-Posten nach dem Abgang von Matt LaFleur 2017 nicht neu besetzt hatte.


Ein Modell, das also funktionieren kann. So ist es im Endeffekt auch nicht unwahrscheinlich, dass Judge als De-facto-OC in die Rolle hineinrutscht, während Belichick sich dann doch nur um die Defense kümmert. Wie erfolgversrpechend das sein wird, werden die Spiele der kommenden Saison beweisen. Letztendlich ist der Druck auch noch nicht sonderlich groß, den Titel erwarten in dieser Saison ohnehin nur die Wenigsten. Die Messlatte liegt eher auf Höhe der Playoff-Teilnahme der Vorsaison.

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Dirk Kaiser
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