Es dauert nicht mehr lange, dann wird Tom Brady die NFL-Welt als Kommentator beglücken. Wie er abseits des Feldes einen kleinen Aufschrei verursachen kann, das hat er jedenfalls jetzt bereits raus, wie seine jüngsten Kommentare zur vermeintlichen „Verweichlichung“ der Liga zeigen!
Man kann sich sicherlich ein schlechteres Leben vorstellen als jenes, welches Tom Brady derzeit und wohl auch zukünftig im Ruhestand führen darf. Wann immer man eine Liste der größten Footballspieler aller Zeiten aufruft, entdeckt man seinen Namen irgendwo auf den vordersten Rängen, man ist kerngesund, schippert in schöner Regelmäßigkeit auf ausladenden Yachten durch unverschämt blaues Wasser, das Bankkonto ist prallgefüllt und Fox Sports hat den Dauerauftrag aufgrund eines anstehenden Kommentatoren-Gigs auch schon eingerichtet. Nur ist das eben scheinbar doch nicht genug, man muss die alte NFL-Welt eben auch noch mit seinen aktuellen Gedanken beglücken.
Tom Brady meint, die heutige NFL wäre "weicher"
In Bradys Fall ließen diese unlängst in der National Football League und darüber hinaus aufhorchen. Denn in der „Let’s Go!“ Show auf SiriusXM NFL Radio lamentierte der siebenfache Super Bowl Champion, dass das Niveau der aktuellen Liga doch ziemlich mittelmäßig sei. Soweit, so gut, ein wenig die eigene nun ruhende Football-Seele streicheln passt schon. Dann aber meinte Brady auch noch, dass die NFL in den letzten Jahren „softer“ geworden wäre, also weicher. Defensive Spieler würden es beim Tackle viel schwieriger haben, es sei nicht mehr so viel Kontakt erlaubt und viele Flaggen von heute wären vor zehn oder 15 Jahren nicht von den Referees geworfen worden. Recht hat er da wohl, der gute Tom, nur klingt das innere Bedauern des Großmeisters aus seinem Mund doch ein wenig selbstgerecht.
Denn ist die Liga wirklich softer als das hier:
Roughing the Tom Brady pic.twitter.com/Buhn4lDEJP
— BBQ Dom (@RealBBQDom) October 9, 2022
Oder vielleicht weicher als diese Szene:
Tom Brady acting like he got shot to get a roughing the passer call lmao pic.twitter.com/cYjn6pUSR8
— John (@iam_johnw) January 1, 2023
Eventuell meint er ja auch diesen Auswuchs sportlicher Härte:
Ray Lewis telling the media: “He’s a man, they can be hit just like us.” After Tom Brady cried for a flag during the game.
— Kip Smithers (@Chughes612) April 3, 2020
Ray told that man to man up. pic.twitter.com/PpCrBQVohR
Einer geht noch:
pic.twitter.com/BfA1iYPIvC #Bucs Tom Brady for roughing the passer call vs #Falcons
— NFL Rumors (@nflrums) October 9, 2022
What??
Die Suche nach besagten Szenen dauerte auf der Plattform X nur ein paar wenige Minuten und hätte noch beliebig weitergeführt werden können. Tom Brady mag es eventuell vergessen haben, aber er ist für viele Fans der Liga und nicht gerade wenige Verteidiger der absolute Posterboy für jeden allzu kleinlichen Roughing The Passer Penalty in diesen Tagen, hat er doch Jahre über Jahre damit verbracht, sich über die bösen Angriffe der Pass Rusher zu beschweren. Selbst bei kleinsten Berührungen wurde lamentiert, selbst bei Allerweltstackles eine Flagge gefordert.
Damit nicht genug, wenn seine Receiver mal ein wenig Körperkontakt bekamen, beim Fangen gestört wurden oder das so prädestinierte wie verbotene „Pick Play“ der Patriots nicht einwandfrei funktionierte, der Schiedsrichter sah einen aufgewühlten, genervten und manchmal sogar wutschnaubenden Tom Brady auf sich zukommen. Und genau jener hat jetzt den Nerv, pseudonostalgisch über eine ehemals toughere Liga zu sinnieren, die er selber als Weichspüler mit zu dem gemacht hat, was sie heute ist.
Tom Brady hatte in der NFL stets "Spaß mit Flaggen"
Niemand möchte einem der größten Quarterbacks der Geschichte allgemeine Toughness absprechen, ohne sie gewinnt man nicht in der Form, wie es Brady getan hat. Aber seine Aussagen haben letzten Endes nur einen Zweck und dieser schien unglücklicherweise für ihn in jenem Moment durch: Er möchte sich und seine Zeit in der NFL auf ein Podest heben, während er der jetzigen Generation ein schlechtes Zeugnis ausstellt. Win-Win für einen Narzissten, nur eben nicht, wenn andere eine Sekunde über solche Aussagen nachdenken. Nötig hat es jemand mit Bradys Verdiensten überhaupt nicht, wobei vielleicht eben doch, man weiß es nicht.
Dabei hat er im Kern mit seinen Aussagen ja gar nicht so Unrecht, dafür braucht man keine fast 90000 Yards in der National Football League erworfen haben wie „Tom Terrific“. Bei aller verständlichen Achtsamkeit für die Gesundheit der Spieler haben sich die Verantwortlichen für das moderne Regelwerk doch zeitweise ziemlich vergaloppiert, wenn es um die vermeintliche Sicherheit der Spieler (was eigentlich bedeutet der großen Stars) geht. Nur sollte man so etwas doch diejenigen diskutieren lassen, die wirklich für die Härte der NFL früherer Tage standen und nicht in jüngster Vergangenheit alles dafür getan haben, dass sich so mancher Oldtimer ob gewisser Entwicklungen im Grabe umdreht.
So oder so, mal gespannt, wie die Kommentatoren-Karriere von Herrn Brady verläuft. Nach den jüngsten Aussagen zu urteilen könnte es mindestens interessant werden. Wenn nicht mehr!