Es ist der Showdown der Superstars in den Divisional Playoffs. Wenn am Sonntag ab 21 Uhr unserer Zeit die Buffalo Bills im eigenen Highmark Stadium auf die Cincinnati Bengals treffen, stehen sich auf dem Feld zwei der besten Quarterbacks in der NFL gegenüber. Sowohl Josh Allen, als auch Joe Burrow stehen für einen Wandel der Profiliga. Sie sind die neuen Gesichter der National Football League.
Burrow und Allen sind beide 26 Jahre alt. Übrigens, kein Quarterback in den Divisional Playoffs, praktisch dem Viertelfinale, ist älter als 29. Dak Prescott (29), Pat Mahomes (27), Daniel Jones (25), Jalen Hurts (24), Brock Purdy (23) und Trevor Lawrence (23) bilden das jüngste Quarterback-Oktett aller Zeiten in der Divisional Round. Lediglich 2004 gab es ein Jahr, indem ebenfalls alle Spielmacher unter 30 Jahre alt waren.
Jüngste Quarterback-Gruppe der Geschichte
Die damaligen Helden hießen Ben Roethlisberger, Chad Pennington, Michael Vick, Marc Bulger, Donovan McNabb, Daunte Culpepper, Tom Brady und Peyton Manning. “Big Ben” Roethlisberger, Brady und Manning haben nachhaltig die nächsten zwei Dekaden der NFL geprägt. Abgesehen von der Saison 2012 stand bis vor kurzem immer einer der drei Granden im Super Bowl. Gemeinsam gewann das Trio zehn von 17 mögliche Titel bis 2020. Neunmal werden Brady und Manning zum League-MVP ausgezeichnet, viermal werden sie Super-Bowl-MVP.
Ben Roethlisberger beendete seine Karriere vor der Saison. Peyton Manning ist bereits Mitglied in der Pro Football Hall of Fame, wohin ihm beide sicher bald folgen werden. Spätestens mit dem Ausscheiden von Tom Brady in der Wild Card Runde ist nun also eine neue Ära angebrochen. Eine neue Generation an Quarterbacks übernimmt das Geschehen. Noch kann nicht mit Gewissheit gesagt werden, wer aus dem Oktett die 2020er und ‘30er bestimmen wird, doch Joe Burrow und Josh Allen gehören hier sicherlich zum engeren Favoritenkreis. Genauso wie ihre Teams in den diesjährigen Playoffs.
Auf den Schultern von Burrow und Allen ruhen die Hoffnungen zweier Franchises, die zwar in ihrer langen Historie einige Male ins Endspiel einziehen konnten, aber bis zum heutigen Tag auf einen Sieg im Super Bowl warten. Beiden ist das definitig zuzutrauen, obwohl ihre Wege bis zu diesem Spiel in den Divisional Playoffs unterschiedlicher kaum hätten verlaufen können.
Joe “Cool” Burrow
Der “Tiger King” wächst in einer Football-Familie auf. Vater Jim istz bei seiner Geburt gerade Assistenztrainer an der Iowa State. Bereits mit sieben Jahren wird sein Talent erstmals von Dan Enos, heute Offensive Coordinator der Arkansas Razorbacks, entdeckt. Joe macht sich an der High School einen Namen und erhält die Auszeichnung “Mr. Football” für den besten Nachwuchsspieler in Ohio.
Sein Weg scheint vorgezeichnet, als er anschließend an die Ohio State kommt. Dort setzt Coach Urban Meyer aber zunächst auf J.T Barrett, später auf Dwayne Haskins. Burrow sieht sich damit genötigt, einen Wechsel zu forcieren und der nächste Schritt entpuppt sich, als der gelungenste in seiner Karriere.
Joe Burrow the coolest man alive.pic.twitter.com/1bFvwTfJwP
— Overtime (@overtime) January 8, 2023
Joe geht an die Louisiana State University. Unter Ed Orgeron orchestriert er die beste Offense, die der College Football je gesehen hat. Burrow zieht mit deutlichen Siegen ins Finale um die National Championship ein und besiegt dort die Alabama Crimson Tide. Von da an, gilt der betont lässig auftretende Führungsspieler als bester Quarterback seines Draftjahrgangs.
Die Cincinnati Bengals überlegen nicht lang und holen Burrow an erster Stelle. Trotz einer schweren Knieverletzung in seinem Rookie-Jahr setzten sie weiterhin ihr Vertrauen in den exzellenten Pocket Passer. Joe bedankt sich mit der ersten Super-Bowl-Teilnahme seit 1989 und klopft mit den Bengals gegen Buffalo erneut an die Tür des großen Endspiels.
Josh “Mr. January” Allen
Der “Winter Soldier” hat es auf dem Weg in die NFL nicht so leicht. Josh Allen wächst auf einer Farm in Kalifornien in der Nähe von Fresno auf. Sein größter Kindheitstraum ist es, irgendwann als Quarterback für die Fresno State Bulldogs zu spielen. Doch der damalige Head Coach Tim DeRuyter macht ihm, trotz deutlicher Avancen von Allens Vater, kein Angebot.
Josh wiegt damals 26 Kilogramm weniger als heute. Wer seinen dynamischen Spielstil bereits erlebt hat, weiß, dass er es versteht, sein Kampfgewicht von heute 107 kg einzusetzen. Damals interessiert sich niemand für Allen. Also formt er seinen Körper, indem er auf der Farm seines Vaters anpackt, während er das in der Nähe gelegene Junior College besucht.
Als Coaches der kleinen FBS-Schule Wyoming sein JUCO besuchen, wollen sie eigentlich jemand ganz anderes rekrutieren. Josh Allen sticht jedoch so sehr hervor, dass sie ihm ein Stipendium anbieten. Fortan spielt er zwei volle Jahre für die Wyoming Cowboys und erhält vor seiner letzten Saison plötzlich nationale Aufmerksamkeit.
Obwohl er von einer namenlose Schule kommt, die bis dahin nie einen Starting Quarterback für die NFL etablieren konnte, wird Allen von den Buffalo Bills in der ersten Runde ausgewählt. Ziemlich roh in seinen technischen Fähigkeiten setzt der damalige Offensive Coordinator Brian Daboll vor allem auf seine Physis und Athletik. Mittlerweile ist Josh zu einem guten Passer und Quarterback herangereift und viele in Buffalo sehen den wuchtigen Spieler nun bereit für seine erste Super-Bowl-Teilnahme.
Buffalo Bills vs. Cincinnati Bengals
Am Sonntag gibt es dank der beiden Playmaker ein Schaulaufen der Superlative. Vor allem offensiv ist ein wahres Feuerwerk auf beiden Seiten zu erwarten. Die NFL hat ihre nächste Generation an Quarterbacks gefunden. Jetzt müssen diese es ihren Teams in Titeln zurückzahlen. Ein Sieg gegen einen starken Mitfavoriten wäre da ein guter Anfang. Derzeit ist es aber schwer zu sagen, ob Josh Allen oder Joe Burrow nach dem Spiel Grund zum Feiern hat.