Wurde verantwortlich gemacht: Dolphins-Besitzer Stephen Ross
Wurde verantwortlich gemacht: Dolphins-Besitzer Stephen Ross: Credits: IMAGO / Icon Sportswire

Sie haben es also getan. Die Miami Dolphins haben gegen die Anti-Tampering-Rule verstoßen. 2019 hatte die Franchise Tom Brady kontaktiert, um ihn von einem Wechsel nach Florida zu überzeugen. 2020 folgte eine Kontaktaufnahme in Richtung Sean Payton. Nun wurden die Dolphins hart bestraft. Doch Miami ist nicht das erste NFL-Team, das hohe Pickrechte verlor.

 Das Problem bei den Kontaktaufnahmen in Richtung von Star-Quarterback Brady sowie von Top-Trainer Payton war, dass beide zum jeweiligen Zeitpunkt noch bei ihren Teams unter Vertrag standen. Brady 2019 noch bei den New England Patriots, Payton bei den New Orleans Saints. Eine Kontaktaufnahme von einem Team zu einem Spieler oder Trainer, der noch unter Vertrag steht, ist allerdings unzulässig. Bei dieser Regel gilt übrigens das Verursacherprinzip. Die Dolphins hatten in beiden Fällen für den Erstkontakt gesorgt und wurden nun bestraft, Brady und Payton gingen als Kontaktierte straffrei aus.

"Die Ermittler fanden Manipulationsverstöße von noch nie dagewesenem Umfang und dagewesener Schwere. Mir ist kein früherer Fall bekannt, in dem ein Team über mehrere Jahre gegen das Manipulationsverbot sowohl eines Head Coaches als auch eines Starspielers zum potenziellen Nachteil anderer Teams verstoßen hat“, empörte sich NFL-Commissioner Roger Goodell. Die Strafe folgte auf dem Fuße, Miami, das sich mitten in einem durchaus hoffnungsvollen Umbruch befindet, verliert sein Erstrundenpickrecht 2023 und sein Drittrundenpickrecht 2024. Besitzer Stephen Ross wurde zudem zu einer Geldstrafe von 1,5 Millionen US-Dollar verdonnert und ist bis zum 17. Oktober diesen Jahres gesperrt. Vizepräsident Bruce Beal darf in diesem Jahr an keinem Ligatreffen mehr teilnehmen und muss zudem 500.000 US-Dollar Strafe berappen.

Doch die Dolphins sind nicht das einzige Team, das aufgrund von Regelverstößen bereits hohe Pickrechte verloren hat. Eines der diesmaligen Opfer, die Patriots, haben sogar schon zweimal in Runde eins eines NFL-Drafts zusehen müssen – und auch die Carolina Panthers erwischte es schon einmal – wenn auch nur in Runde zwei.

Zweimal Patriots, einmal Panthers

1995, Carolina Panthers: Die Panthers werden zu einer Geldstrafe von 150.000 US-Dollar verurteilt und verlieren ihre Pickrechte in Runde zwei und sechs des Drafts von 1995. Das Vergehen: Sie sprachen Dom Capers, damaliger Defensive Coordinator der Pittsburgh Steelers an, um den Head-Coach-Posten in Charlotte zu übernehmen. Capers wurde tatsächlich Cheftrainer der Panthers von 1995 bis 1998. Erstmals in der NFL-Geschichte verlor ein Team ein Pickrecht in Runde zwei.

2008, New England Patriots: 2007 filmten die Patriots illegalerweise die Sideline der New York Jets, um die Signale der Coaches zu analysieren und so besser deuten zu können. Ein Skandal, der damals als “Spygate“ in die Historie einging und der Bill Belichick am ersten Tag des Drafts von 2008 nur zusehen ließ. Erstmals wurde ein Team mit dem Verlust einen Erstrundenauswahlrechts bestraft. Bei einem ähnlichen Fall zum Ende der Saison 2020, als die Patriots die Sideline der Cincinnati Bengals aufzeichneten, verlor das Team nur einen Pick der dritten Runde des 2021er Drafts.

2016, New England Patriots: Ein weiterer historischer Skandal – Deflategate. Im AFC Championship Game von 2015 gegen die Indianapolis Colts sollen die Patriots für das nicht vollständige Aufpumpen der Spielbälle verantwortlich gewesen sein. Damit war das Erstrundenpickrecht für 2016 weg, zudem ein Pickrecht der vierten Runde von 2017. Hinzu kam eine Strafe in Höhe von 1,0 Millionen Euro und eine Sperre für vier Spiele für Tom Brady, der von den zu schwach aufgepumpten Bällen gewusst haben soll.

2022, Miami Dolphins: Bis zur Strafe gegen die Dolphins waren also die Patriots das einzige Team, das Auswahlrechte in der ersten Runde eines Drafts verloren hatte. Die Kombination aus Strafen für eine erste sowie dritte Runde und der Höhe der Geldstrafe gegen die Dolphins stellen insgesamt einen neuen NFL-Rekord dar.

Immerhin können sich die Dolphins damit trösten, dass die Ermittlungen gegen das Team in der “Causa Brian Flores“ ergebnislos verliefen. Die NFL-Ermittler fanden keine Beweise für die Vorwürfe des Ex-Cheftrainers, dass ihm von Seiten des Besitzers Ross 2019 Geld für Niederlagen geboten worden sei. Ein weiterer Trost: Da Miami 2023 zwei Draftpicks in der ersten Runde gehabt hätte, gehen sie im kommenden Draft in Runde eins trotz der Strafe nicht ganz leer aus.

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Markus Schulz
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