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NFL - National Football League

Oh mein Goff - Die Detroit Lions blechen ordentlich

Bei den Detroit Lions hat Jared Goff einen zweiten NFL-Frühling gefunden. Credit: Imago Images / USA TODAY Network / Lon Horwedel

Jared Goff hat bei den Detroit Lions eine Vertragsverlängerung unterzeichnet, circa 200 Millionen über vier Jahre machen ihn zu einem der bestbezahlten Quarterbacks der NFL. Musste sein, sagen die einen, spinnen die Löwen, schimpfen die anderen. Was denn nun?

Als Matthew Stafford am 13. Februar 2022 beim Super Bowl LVI die Vince Lombardi Trophy in den Himmel über Los Angeles streckte flimmerten die Bilder vom Sieg seiner Rams auch knapp 4000 Kilometer weiter östlich über die Mattscheiben. An jenem Ort, wo er ein Jahrzehnt lang vergeblich auf Titeljagd gegangen war. Die Fans der Detroit Lions gingen an jenem Abend durch ein Wechselbad der Gefühle. Einige freuten sich wohl für den einstigen Weggefährten, gönnten ihm seinen Triumph von Herzen. Andere knirschten mit den Zähnen ob der Frage, warum Stafford es mit seinen Teams in der Motor City nie bis zur Spitze seines Sports gebracht hat. Egal wie die Reaktion damals auch ausfiel, eines stimmte wohl alle Detroiter irgendwie traurig. Sie erinnerten sich in einer stillen Minute sicherlich auch an ihren eigenen Quarterback, jenen, den sie für Matthew Stafford bekommen hatten. Der in der National Football League trotz erfolgreicher Jahre in L.A. als gescheitert galt und der die Löwen durch eine abermals holprige Saison manövriert hatte. Der aber nun eigentlich nur noch eine Brücke in eine ungewisse Zukunft darstellen würde, bevor man ihn schulterklopfend zur Tür geleitet. Einen Super Bowl, nein, den würde man mit ihm nie gewinnen. Man würde es wohl noch nicht einmal versuchen.

Jared Goff zählt jetzt zu den NFL-Top-Verdienern

Der junge Mann von damals heißt mit bürgerlichem Namen Jared Goff und vieles hat sich in den paar Jahren seit jener Nacht in Los Angeles geändert. Auf einmal ist Goff wieder mehr als bloß Randnotiz, mehr als ein nahezu hoffnungsloses Sinnbild für die traurigen Perspektiven einer verfluchten Franchise. Er ist plötzlich wieder jemand, dessen Name man zumindest in Detroit mit Stolz verkündet. So war es jedenfalls dieser Tage, als der 29-Jährige seinen Vertrag bei den Lions um vier weitere Jahre verlängerte. Sein Verdienst in dieser Zeit soll bei circa 200 Millionen US-Dollar liegen, was ihn gar hinter Joe Burrow zum zweitbestbezahltesten Signal Caller der Liga aufsteigen lässt. Ja, richtig gelesen, Jared Goff.

Es ist eine bemerkenswerte Wendung einer NFL-Karriere, die sich natürlich nicht erst seit gestern abgezeichnet hat, die aber aufgrund Goffs Laufbahnkurve umso faszinierender daherkommt. Schließlich stand er mit den Rams in einem Super Bowl, erreichte zwei Mal den Pro Bowl für die Franchise und lieferte durch die Bank gute Statistiken im System von Sean McVay ab. Jener talentierte Playcaller war gleichzeitig Fluch wie Segen für Goff, der zwar von den Innovationen des Übungsleiters profitierte, gleichzeitig aber auch immer das Label des Systemspielers angeheftet bekam. Goff sei gut, wenn um ihm herum alles stimmt, aber auch nicht mehr, so seine Kritiker. Das Zünglein an der Waage würde er nie sein und das Zeug zum NFL-Titel oder weiteren langen Playoff-Runs sprachen ihm viele aufgrund seines fragwürdigen Arms und seiner roboterartigen Beweglichkeit ebenfalls ab. Es rundete das Bild vom leicht verschlafenen Blondschopf aus Kalifornien ab, mit dem man zwar gerne nachmittags am Strand Beachball spielt, der aber zur wilden Partynacht in Hollywood nicht mehr eingeladen wird, weil er ein wenig zu „chill“, ein wenig zu langweilig ist. Model-Verlobte mal außen vor!

Detroit Lions mit Jared Goff auf dem Vormarsch

Dass gerade jemand mit so einem Image unter „Kniescheibenfresser“ Dan Campbell in einer Arbeiterstadt wie Detroit funktioniert ist zunächst kaum zu begreifen, letztlich aber doch mehr als logisch. Denn neben der vorgelebten Toughness hat Campbell weitaus mehr in seiner Amtszeit bei den Lions kultiviert, unter anderem eben auch das Vergeben zweiter Chancen, Loyalität und der Glaube an jene, an die niemand glaubt. Dem Head Coach braucht auch niemand erzählen, dass Goff nicht das Zeug dazu haben würde, Super Bowls zu gewinnen. Erst recht dann, wenn ihm das keiner zutraut. „Außenstehende verstehen nicht, wie widerstandsfähig er ist“, sagte Campbell unlängst über seinen Team Leader. „Und er ist genau dann am besten, wenn er mit dem Rücken zur Wand steht.“

Klingt genau wie das, was man von seinem Quarterback haben will. Es sind am Ende aber natürlich die sportlichen Leistungen Detroits und Goffs in den vergangenen anderthalb NFL-Jahren, die nun den Ausschlag für die Vertragsverlängerung gegeben haben. Letzte Saison stand man mit einem Bein im Super Bowl, nur um dann doch noch über ein paar vermaledeite 4th-Down-Versuche zu stolpern. Goff orchestriert Ben Johnsons maßgeschneiderte und auf den Kalifornier angepasste Offense sauber und ohne große Aufregung, füllt dabei aber auch zu jederzeit die Rolle des voranmarschierenden Veteranen aus, in dessen Kielwasser Kräfte wie Amon-Ra St. Brown, Sam LaPorta oder Jahmyr Gibbs aufblühen.

Jared Goffs Vertrag wird bald NFL-Standard sein

Der Glaube, dass es genau anders herum ist, dass das Supporting Cast Goff stützt und nicht andersherum, ist eines der großen Argumente jener, die nun ob Goffs gigantischem Vertrag die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Verständlicherweise gibt es jene kritischen Stimmen an Goffs Spielweise, an seinem Armtalent, an seiner Beweglichkeit, denn die Unzulänglichkeiten seines Spiels sind immer mal wieder offensichtlich. Nicht zuletzt deshalb schimpfen auch einige über den horrenden Vertrag, den Goff gerade unterschrieben hat. Dieser wird aber in ein paar Jahren und nach anderen Verträgen für weit weniger verdiente Signal Caller überhaupt nicht mehr so wild aussehen. Schon jetzt aber ist eigentlich deutlich, dass Goff die wohl beste Alternative für die Lions ist. Allein das Wort klingt schon falsch, denn Goff ist so viel mehr. Er hat bewiesen, dass er eine zusammen mit seinem Team und seinem Coach eine gesamte Verliererkultur aus dem Weg räumen kann. Man weiß, dass man mit ihm zumindest um einen Super Bowl mitspielen kann.

Dass die Chancen mit Patrick Mahomes, Joe Burrow oder Joe Montana vielleicht besser stehen würden ist logisch. Nur bekommt man diese Jungs eben nicht und alle anderen Ideen – Kirk Cousins, Backup-QB Hendon Hooker, Russell Wilson – sind vor dem Hintergrund von Goffs NFC Championship Game Run dermaßen vermessen, dass man eigentlich gar nicht daran denken sollte. Das hat Lions-GM Brad Holmes aber wahrscheinlich auch gar nicht getan, er weiß sehr wohl, wie viel schon ein verdammt guter Quarterback in der NFL wert ist. Nicht, weil er sich an Matthew Stafford erinnert. Sondern weil er weiß, was er an Jared Goff hat.

Über den/die Autor/in
Moritz Wollert
Moritz Wollert
Moritz Wollert schreibt für TOUCHDOWN24 u.a. über die NFL. Für das monatliche Print-Magazin schreibt er u.a. die NFL History Artikel

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