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NFL - National Football League

Noah Lyles & Tyreek Hill: Battle der Nervensägen

Einer der schnellsten NFL-Spieler: Tyreek Hill - Foto: IMAGO / Schüler

Was wäre eine NFL-Preseason ohne ein bisschen Aufregung rund um Tyreek Hill. Diesmal ist der Skandal aber, anders als die Vorwürfe der häuslichen Gewalt, Körperverletzung und Kindesmisshandlung aus der Vergangenheit, glücklicherweise eher ein kleines, nerviges Skandälchen: Hill hat sich in die Schlange der Anti-Noah-Lyles-Front eingereiht, die sich seit dessen Interview vor rund einem Jahr geformt hat.

Der Sprint-Olympiasieger über 100 Meter sagte damals nach der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Budapest in einem Interview, dass er es nicht für angemessen halte, dass sich der NBA-Meister als “World Champion“ betitelt, obwohl es sich lediglich um einen nationalen Titel handelt. Die Diskussion existiert unter Sportfans schon seit längerer Zeit, viele europäische Fans verstehen die Bezeichnungen der NBA, oder auch der “World Series“ in der MLB oder eben der World Championship in der NFL, ebenfalls nicht. Dass sich allerdings ein amerikanischer Sportler öffentlich so abfällig über die heiligen Nationalsportarten äußert, ist doch verwunderlich.

NBA-Stars reagieren entrüstet

Infolge des Interviews hagelte es Entrüstung und Spott von prominenten NBA-Spielern, darunter Kevin Durant, Bam Adebayo, Damian Lillard und Draymond Green. Die Basketball-Stars schienen sich von Lyles empfindlich auf den Schlips getreten zu fühlen, zumal die USA im Anschluss an das Interview von Lyles nicht die folgende tatsächliche Basketball-Weltmeisterschaft für sich entschied. Der Gewinner hieß stattdessen Deutschland. Lyles hingegen holte sich in Budapest souverän Gold über 100 Meter, 200 Meter und mit der 4x100-Meter-Staffel. Europäische NBA-Spieler wie der griechische Superstar Giannis Antetokounmpo hingegen verteidigten Lyles. Er sagte, dass die Kritik an Lyles überzogen sei und er nur “das offensichtliche“ gesagt habe.

Ein Jahr später hat sich der Spieß in Paris gedreht: Lyles holte sich zwar knapp im Fotofinish Gold über 100 Meter, in seiner eigentlichen Paradedisziplin über 200 Meter reichte es aber nur zu Bronze. Im Anschluss begründete Lyles das Ergebnis mit einer Corona-Erkrankung. Für seine bewusst kranke Teilnahme an dem Rennen wurde er im Anschluss scharf kritisiert. Bereits vor seinen Rennen hagelte es in den sozialen Medien vor allem von NBA-Fans Häme und Spott für Lyles. Es schien, als ob viele nur darauf warteten, dass Lyles seine Rennen verliert. Und das, obwohl die meisten der kritischen Nutzer selbst Amerikaner sind. Gekrönt wurde die Genugtuung für die Basketballiebhaber davon, dass die USA die Goldmedaille holte und sich jetzt ganz offiziell und legitim zwar nicht Weltmeister, aber Olympiasieger nennen darf – und das ist auf internationaler Ebene noch mehr wert.

Hill fordert Lyles heraus

Dass Lyles auch über die Grenzen der NBA hinaus am Ego von amerikanischen Mannschaftssportlern gekratzt hat, zeigt sich daran, dass wenig überraschend auch Tyreek Hill eine Meinung zu ihm hat. In einem Podcast äußerte Hill, dass Lyles nach seinem Auftritt bei Olympia lieber seinen Mund halten solle. Er unterstellt ihm, seine Krankheit nur vorgetäuscht und als Ausrede benutzt zu haben. Zudem solle er sich auf seinen Sport Leichtathletik konzentrieren und nicht versuchen, anderen Sportlern (Zitat: “us“) – abzusprechen, ein World Champion ihres Sports zu sein.

 

Eine weitere Provokation an Lyles lässt Hill ebenfalls nicht aus, er behauptet, Lyles in einem Rennen schlagen zu können. Hill gilt zwar als einer der schnellsten Receiver der NFL – aber das ist NFL-schnell, nicht Leichtathletik-schnell. In seiner Schulzeit war Hill ein sehr vielversprechender Sprinter, der unter anderen Voraussetzungen vielleicht wirklich Chancen gegen Lyles gehabt hätte. Allerdings liegen seine persönlichen Bestzeiten bei 10,19 Sekunden auf 100 Metern und 20,14 Sekunden auf 200 Metern – mit diesen Zeiten würde er sich nicht einmal für die Olympischen Spiele qualifizieren.

DK Metcalf scheiterte bereits

Lyles hat die Herausforderung bereits öffentlich angenommen, unter der Voraussetzung, dass die beiden ein richtiges 100 Meter Rennen machen. Er erinnert Hill auch daran, dass bereits ein anderer sehr schneller NFL-Spieler mit DK Metcalf der Meinung war, besser als tatsächliche Sprinter zu sein. Er lief die 100 Meter 2021 bei den USATF Golden Games in 10,36 Sekunden und war der drittlangsamste Teilnehmer im 17-köpfigen Feld.

Dass das Duell zwischen Lyles und Hill jemals tatsächlich stattfindet, ist stark zu bezweifeln. Beide sind zwar herausragende Sportler, fallen aber immer wieder vor allem durch ihre große Klappe auf. Sie sind zwei polarisierende Figuren ihres Sportes. Auf der einen Seite ist da Hill, der immer wieder auch durch wirklich schlimme Vorfälle in Erscheinung tritt. Zum Beispiel durch den Vorwurf, zusammen mit seiner Freundin ihren kleinen Sohn misshandelt zu haben oder die gleiche Freundin während der Schwangerschaft gewürgt und geschlagen zu haben. Auf der anderen Seite steht Lyles, der zwar auf der Bahn und vor den Kameras bisweilen provokant bis nervig erscheint, aber auch offen über seine Beeinträchtigungen wie Legasthenie und Asthma redet. Er thematisiert Depressionen und seine ADHS-Diagnose, hält bei Rennen Pokémon-Karten in Kameras. Wer von den beiden in der öffentlichen Diskussion und vor allem von anderen Sportlern trotzdem verehrt wird, und wer verspottet wird, verwundert da doch immer wieder.

Über den/die Autor/in
Elena Hümmer
Elena Hümmer
Online-Redaktion
Elena gehört zu den touchdown24.de Beat Writern und schreibt hauptsächlich über die NFL.

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