Will Levis: Hofft darauf, die bestmögliche Situation nach dem NFL Draft vorzufinden. Credit: Imago Images / USA Today / Dale Zanine

Für den NFL Draft 2023 gibt es gleich mehrere Quarterbacks, die für einen frühen Pick in Frage kommen. Wichtig für die weitere Entwicklung ist hierbei aber auch das richtige Team, die passenden Voraussetzungen, in die ein Talent gedraftet wird. Hier gibt es für jeden Spieler unterschiedliche Worst-, sowie Best Case Szenarien. Das kann von Coaches, dem Umfeld oder einem bestimmten Spielsystem abhängig sein. 

Bryce Young, C.J. Stroud, Will Levis und Anthony Richardson sind die vier Top Kandidaten in Sachen Quarterback, wenn es um den kommenden NFL Draft geht. Alle haben andere Stärken und Schwächen. Ihre genauen Profile habe ich mit meinem Kollegen Lorenz Leinweber in der neuesten Ausgabe “Die Stars von Morgen” für den Podcast FOOTBALLQUARK zusammengefasst. Morgen gibt es dazu noch eine neue Folge, in der ich gemeinsam mit dem ehemaligen Quarterback der Deutschen Nationalmannschaft und Quarterbacks-Coach Jo Ullrich über einzelne Möglichkeiten spreche, wie die Talente an ihren jeweiligen Schwächen arbeiten können. 

Anthony Richardson / Florida Gators

Anthony Richardson warf bis vor seinem letzten College-Jahr 66 Pässe. Bis dahin fast ausschließlich als Runner eingesetzt, erhält er trotzdem große Aufmerksamkeit in Bezug auf den NFL Draft 2023. Denn Richardson ist ein athletischer Freak. Er kann seine fast 110 Kilogramm so schnell und beweglich über den Platz wuchten, wie kaum ein Zweiter, ist dabei dennoch unfassbar physisch und hat eine Kanone von einem Arm. Jedoch ist die Streuung seiner Angriffe und die fehlende Erfahrung als echter Quarterback ein Manko, welches es im Draft zu berücksichtigen gilt. 

Best Case: Seattle Seahawks

Gut, den Tipp habe ich von Lorenz aus dem Podcast. Doch ich kann dieser Verbindung sehr viel abgewinnen. DK Metcalf und Anthony Richardson wären die perfekten Gym Buddies. Pete Carroll könnte sich wahrscheinlich nicht schnell genug das Shirt vom Leib reißen, wenn die Seattle Seahawks tatsächlich den jungen Quarterback aus Florida holen würden. 

Zugute kommt seiner bisherigen Unterentwicklung, dass mit Geno Smith ein ordentlicher Starter im Team ist und Carroll schon einmal bewiesen hat, dass er einen Rookie-Quarterback relativ zügig entwickeln kann. Das derzeitige Receiving Corps und die Offensive Line, sofern all diese Spieler noch da sind, wenn Richardson das Team als Starter irgendwann übernimmt, würden sehr gut zu einem möglichst vertikalen Spielstil mit Option Plays passen. 

Worst Case: Las Vegas Raiders

Die Las Vegas Raiders sind derzeit kein gutes Team und auch wenn Josh McDaniels gern das Gegenteil behauptet, bisher ist er den Beweis schuldig geblieben, einen Rookie zum Hall-of-Famer zu coachen. Vielmehr begeht er dieselben Fehler, wie bereits bei seiner ersten Anstellung als Head Coach bei den Denver Broncos. 

Er entlässt mit Derek Carr einen etablierten Quarterback und eine Schlüsselfigur im Locker Room. Jetzt will er allem Anschein nach in dieses Fass voller Schießpulver einen Rookie-Quarterback hineinwerfen. Im schlechtesten Fall, wählt er dafür einen Playmaker, der noch nicht reif ist, um in der NFL zu spielen. Wenn die Raiders dazu noch einen Veteran verpflichten, von dem alle wissen, dass er sowieso nach wenigen Wochen nicht mehr spielen wird, wäre die Katastrophe hausgemacht und vorhersehbar. 

McDaniels wäre seinen Job schneller los, als ihm lieb ist und die Karriere von Anthony Richardson, so hoffnungsvoll sie derzeit noch erscheint, würde einen herben Schlag erhalten, von dem sich viele junge Quarterbacks nie wieder erholt haben. 

Bryce Young / Alabama Crimson Tide

Bryce Young ist der Quarterback in dieser Riege mit dem schnellsten Prozessor. Zwar können andere Talente hier eventuell noch nachlegen, aber was Young auszeichnet, ist seine Kreativität und seine schnelle Spielverarbeitung nach dem Snap. Sein Arm ist solide, aber weniger für viel vertikales Spiel geeignet als bei anderen Prospects dieser Draftklasse. Daher wird er sich am besten in einer Offense zurechtfinden, die ihren Fokus auf breitgefächerte horizontale Konzepte legt. 

Best Case: Indianapolis Colts

Mit der Verpflichtung vonShane Steichen zum neuen Head Coach dürfte klar sein, wohin die Reise für die Indianapolis Colts in den nächsten Jahren geht. Sie besitzen derzeit vor allem starke Receiver auf den Außenbahnen, benötigen daher noch mehr Qualität im Zentrum. Aber Bryce Young wird sich in einer ähnlichen Offense, wie sie die Philadelphia Eagles in diesem Jahr vorgetragen haben, mit etwas weniger Läufen und Option Plays des Quarterbacks ziemlich rasch zurechtfinden. 

Worst Case: Tampa Bay Buccaneers

Zugegeben, derzeit wissen wir noch nicht, wer der neue Playcaller für die Offense der Tampa Bay Buccaneers sein wird. Sollten sie jedoch den bisherigen Weg weiter einschlagen, liegt viel Verantwortung in den Händen des Quarterbacks. Die Buccaneers können nicht erwarten, dass ein Rookie das Spiel ähnlich gut liest, wie Tom Brady und Young hat hierin sogar noch eine seiner Schwächen. Denn vor dem Snap muss der Quick Passer noch eine Menge lernen. Hier gibt es sicher bessere Alternativen für beide Parteien. Es ist aber ohnehin davon auszugehen, dass Young nicht in der Reichweite der Bucs im Draft zu haben sein wird. 

C.J. Stroud / Ohio State Buckeyes

Ich will nicht sagen, dass C.J. Stroud das Gegenteil von Bryce Young ist. Aber wo Young vor allem seine Vorzüge nach dem Snap hat, ist es Stroud, der vor dem Snap bereits sehr intelligent liest, was ihm die Defense anbieten wird. Er ist der traditionelle Game Manager, der aber gezeigt hat, dass er, wenn nötig, das Heft auch mal selbst in die Hand nimmt. Stroud gehört daher zu den besten Quarterbacks seines Jahrgangs. 

Best Case: Carolina Panthers

Aktuell deuten alle Aktionen der Carolina Panthers darauf hin, dass sie sich einen sicheren Quarterback, der mit gutem Rhythmus und annähernd fehlerfrei ein offensives Konzept umsetzt, gut in ihren Reihen vorstellen können. Der neue Quarterbacks-Coach Josh McCown ist ein ähnlicher Spielertyp und soll sogar Verbindungen zu Stroud haben. Jim Caldwell brachte in seinen größten Zeiten Matthew Stafford auf die NFL Bühne und unterstützt das Staff nun als Senior Assistant. 

D.J. Moore wäre ein Receiver der Kategorie, wie sie Stroud in Chris Olave und Garrett Wilson in seinem Rookie-Jahr an der Ohio State vorfand und die ihm seinen Einstieg sehr erleichtert haben. Außerdem braucht Stroud eine gute Offensive Line, die ihm Zeit gibt, seine Entscheidungen umzusetzen. Die passenden Coaches, das richtige Umfeld und die richtige Ausrichtung, all das würde er bei den Panthers bekommen. 

Worst Case: New York Giants

Die New York Giants werden sehr wahrscheinlich mit Daniel Jones weitermachen. Doch sie wurden noch vor wenigen Monaten immer wieder in Verbindung mit den Quarterbacks dieser Draftklasse gebracht. Wenn also das Board passend fällt und ein Spielmacher, den sie bevorzugen, plötzlich in ihre Hände fällt, wissen wir nicht, was sie tun. 

Doch C.J. Stroud sollte dieser Quarterback auf keinen Fall sein. Der Game Manager benötigt eine gute Offensive Line und starke Receiver, weil er wenig außerhalb der Struktur zeigt und eher seine Playmaker in Szene setzt, statt andersherum. Zusätzlich lässt Brian Daboll ein vertikales System mit diversen Runs seines Quarterbacks spielen. So tat er es zumindest bei den Giants und den Buffalo Bills bisher. Für Stroud das Worst Case Szenario. 

Will Levis / Kentucky Wildcats

Kentuckys Quarterback Will Levis war vor drei Jahren noch ein Gadget-Player. Am College wurde er in einer Taysom-Hill-Rolle eingesetzt. Dann wechselte er zu den Wildcats und sollte allmählich zum Passer ausgebildet werden. Zweifellos befindet sich Levis hier noch relativ am Anfang seiner Entwicklung und muss sowohl in der Verarbeitung als auch im Lesen von Defenses noch seine Hausaufgaben machen. Außerdem ist der wuchtige Runner immer für falsche Entscheidungen gut, die zu Fumbles und Interceptions führen. 

Best Case: Los Angeles Rams

Will Levis ist am besten bei den Los Angeles Rams aufgehoben. Denn er spielte bereits unter dem letztjährigen Offensive Coordinator Liam Coen und kennt daher einige Plays und vor allem die “Sprache”, die in dieser Offense gesprochen wird. Seien es Änderungen vor dem Snap oder spezielle Codes, Levis wird einiges davon aus seiner College Zeit wiedererkennen. 

Daher benötigt er hierin schon einmal keine Eingewöhnungszeit und kann sich direkt seinen vielen anderen Baustellen widmen. Im Quarterback-Room können ihn während seiner Eingewöhnung Matthew Stafford und/oder Baker Mayfield (auslaufender Vertrag) an die Hand nehmen. Levis könnte bei den Rams sein Spiel auf NFL-Level bringen und an Sonntagen erst einmal von der Seitenlinie zuschauen. Head Coach Sean McVay könnte außerdem zeigen, ob er auch einen Rookie-Quarterback entwickeln kann. 

Worst Case: Indianapolis Colts

Über die Colts habe ich hier bereits geschrieben und viele möchten meinen, wenn sie Jalen Hurts spielen sehen, können sie sich hier auch Will Levis in so einer Offense vorstellen. Doch Vorsicht! Ein unterentwickelter Quarterback in einem komplett neuen Coaching Staff, welches sich erst einmal selbst finden muss, statt sich um den jungen Spielmacher zu kümmern, kann sich schnell als eine tickende Zeitbombe herausstellen. 

Will Levis könnte in diesem Team schnell den Löwen zum Fraß vorgeworfen werden. Auch Coach Steichen hätte vom ersten Tag an eine riesige Aufgabe vor sich. Für alle Seiten wäre es in meinen Augen der Worst Case. 

Über den/die Autor/in
Philipp Forstner
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Philipp Forstner
Autor / Redakteur
Philipp schreibt bei TOUCHDOWN24 u.a. über den College Football

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