Während die Offseason der Kansas City Chiefs, des amtierenden Super-Bowl-Champions, holprig war, ist das Ziel klar: Mit dem Three-Peat soll das Kunststück gelingen, dass noch keinem Team in der Super-Bowl-Ära gelungen ist.
Offensive Power fehlte 2023
2023 war für die Chiefs Offense ein schwieriges Jahr – zumindest vergleichsweise mit den Jahren zuvor. 5’972 total Yards, 39 Touchdowns und ein Punkteschnitt von 21.8 Punkten pro Spiel konnte die Offense in 17 Spielen abliefern. Ein Jahr zuvor waren es 7’032 Yards, 61 Touchdowns und 29.2 Punkte pro Spiel. 2021 6’746 Yards, 57 Touchdowns und 28.2 Punkte pro Spiel. Und selbst vor 3 Jahren (2020) lieferte die Offense 6’653 Yards, 57 Touchdowns und 29.6 Punkte pro Spiel. Die Chiefs stellten weder einen 1000-Yard-Rusher, noch einen 1000-Yard-Receiver. Auch wenn Runningback Isaiah Pacheco, Rookie Widereceiver Rashee Rice und Tight End Travis Kelce nicht weit davon entfernt waren, ist das realtiv unüblich für die Offense. Travis Kelce spielte verletzt, die Widereceiver waren jung und talentiert, konnten sich aber auf dem NFL-Niveau nicht wirklich beweisen. 44 der 597 Pässe von Patrick Mahomes wurden 2023 von seinen Spielern fallen gelassen, das gefährliche Tiefpassspiel war kein grosser Teil des Gameplans mehr. Dies soll sich 2024 wieder ändern.
Jahr / Statistik | Points per Game | Offensive Yards | Offensive Touchdowns |
2023 | 21.8 (Rang 15)* | 5'972 (Rang 9)* | 39* |
2022 | 29.2 (Rang 1) | 7’032 (Rang 1)** | 61 |
2021 | 28.2 (Rang 4) | 6'746 (Rang 3) | 57 |
2020 | 29.6 (Rang 6) | 6'653 (Rang 1) | 57 |
2019 | 28.2 (Rang 5) | 6'067 (Rang 6) | 50 |
2018 | 35.3 (Rang 1)** | 6'810 (Rang 1) | 71** |
Durchschnitt | 28.7 | 6’547 | 56 |
* Schlechteste Werte in der Mahomes-Ära
** Beste Werte in der Mahomes-Ära
Der Speed ist zurück
Während die Chiefs in der ersten Runde des NFL-Drafts einen Trade mit den Buffalo Bills einfädelten, um Widereceiver Xavier Worthy zu draften, hatte man sich in der Free Agency schon mit einem weiteren Namen verstärkt: Marquise “Hollywood” Brown. Marquise Brown lief an seinem Pro Day 2019 den 40-Yard-Dash in 4.27 Sekunden. Er ist sehr schnell und hat einen explosiven Antritt. Er bringt die Geschwindigkeit mit, die den Chiefs in den letzten beiden Jahren fehlte – und diesen Speed gibts gleich im Doppelpack. Xavier Worthy lief an der NFL-Combine die 40 Yards in 4.21 Sekunden und stellte damit den All-Time Rekord der Combine als schnellster Spieler jemals auf. Während sich der Rookie aber noch an die NFL gewöhnen muss, bringt Marquise Brown bereits Erfahrung mit.
Firstound-Pick der Baltimore Ravens
Nach zwei starken College-Jahren in Oklahoma (jeweils über 1000 Yards und 7 Touchdowns) wurde Marquise Brown 2019 von den Baltimore Ravens als erster Receiver im Draft in der ersten Runde gedrafted. Brown spielte drei Jahre in Baltimore mit Quarterback Lamar Jackson. In den drei Jahren sammelte er in 46 Spielen und 317 Targets 2361 Yards und 21 Touchdowns. Für einen weiteren Firstroundpick wurde er anschliessend zu den Arizona Cardinals und seinem College Quarterback Kyler Murray getraded, wo die beiden aber aufgrund von Verletzungen nicht viele Spiele gemeinsam bestreiten konnten.
Mehr als nur ein Deep-Threat
Wer Marquise Brown beobachtet, dem fällt schnell auf: Brown ist trotz seines Speeds mehr als nur ein Speedster für den tiefen Ball. Browns Antritt, sein Burst von der Linie und seine Endgeschwindigkeit sind enorm und helfen ihm auch bei Crossers, Drags und anderen Routen in der Mitte des Feldes, bei denen es am Ende – vereinfacht ausgedrückt - um ein Rennen gegen den Cornerback geht. Gerade in der mittleren Ebene läuft Brown gute Routes, in denen er die Gegenspieler manipuliert und durch seinen Speed immer wieder eine tiefe Route andeutet. Brown ist durch eine konsequente Manndeckung kaum zu verteidigen, weil er nebst seinem Speed eben ein besserer Routerunner ist, als ihm das zeilweise zugesprochen wird. Seine In-Breaking und Out-Breaking-Routes sind sehr gefährlich und unterscheiden ihn deutlich von schnellen Spielern, die weniger Route-Running-Fähigkeiten besitzen wie Mecole Hardman oder Marquez Valdes-Scantling. Ebenfalls hervorzuheben sind seine Start-Stopp-Fähigkeiten, wo er sowohl bei Comback-Routes als auch bei Double-Moves gefährlich wird.
Hollywood Brown breaking ankles. pic.twitter.com/2nlQQkYzYJ
— Adam Best (@Arrowhead_Adam) March 15, 2024
Browns Schwäche
Marquise Browns Schwäche ist offensichtlich: Er ist weder der grösste, noch der stärkste Widereceiver in der NFL. In Contested-Catch-Situationen hat er Probleme und sehr physischen Cornerbacks, die ihn an der Line of Scrimmage angehen, können sein Timing stören oder seine Route sogar ganz verhindern.
Browns Scheme fit
Was die Contested-Catches angeht wird Brown ein Teil einer Chiefs-Offense, die solche Bälle kaum einsetzt. Er ist ein guter Scheme-Fit und diese Problematik wird mit Mahomes und Andy Reid eher weniger spürbar sein. Die Chiefs hatten letzte Saison keinen Widereceiver, der sich gegen Man-Coverage so richtig durchsetzen konnte. Der beste war noch Rookie Rashee Rice, aber auch er ist deutlich stärker gegen Zone. Mit Brown hat man einen Receiver, der sich gegen Man-Coverage durchsetzen kann. Gleichzeitig bringt Rookie Xavier Worthy den Speed mit, um Safetys tief zu binden und so Räume in der Mitte des Feldes zu schauen. In Kansas City nennt man diese Räume auch “the Kelce zone”. Die Möglichkeiten, die Brown dem Playcalling von Reid bietet, unterscheiden sich deutlich vom letzten Jahr. Während Brown ohne Probleme die mittlere Ebene bedienen kann, ist er gleichzeitig eine Gefahr für den tiefen Ball. DIese Kombination gab es letztes Jahr nicht, weil MVS ein reiner Deep Threat war und für andere Plays vom Feld gehen musste.
Mit den Vorteilen, die Marquise Brown mitbringt, könnte er der Schlüssel für den Erfolg der Chiefs Offense 2024 sein. Ich erwarte nicht, dass wir von Brown plötzlich 1300 Yards und zehn Touchdowns sehen werden, aber mit seiner spezifischen Rolle, die eben nicht nur eindimensional ist, kann er der Offense aus den verschiedensten Formationen verschiedenste Routes laufen, was Andy Reid noch mehr Freiheiten im Playcalling gibt und die Offense unausrechenbar macht – eine Eigenschaft, die letzte Saison teilweise komplett fehlte.