Kicker und Punter werden im großen Kosmos der NFL-Superstars manchmal als unspektakuläre Randfiguren gesehen, als Spieler, die trotz wichtiger Aufgaben letztendlich nicht wirklich zur physischen Komponente dieses Sports beitragen. Seit jeher schwimmt Pat McAfee gegen dieses Vorurteil an und hat ganz nebenbei auch noch ein Medienimperium auf die Beine gestellt.
Es ist irgendwie nicht der Anblick, den man sich traditionellerweise bei einer Sports-Talk-Show vorstellt, die wenn auch nicht willentlich heute in gewisser Weise am Label des klassischen Journalismus vorbeischrammt und damit doch irgendwie Vergleiche zu anderen Sendungen nach sich zieht. Da steht ein Mittdreißiger im locker sitzenden Sleeveless-Shirt hinter einem mit Sport-Nippes überladenen Schreibtisch, an den Armen und am Hals dicke Klunker und in der Hand einen 0,5-Liter-Souvenir-Cup prall voll mit Bier. Jovial und fröhlich tänzelt er hin und her, kann seine Aufregung über das aktuelle Thema, die NFL oder das Leben zu keiner Sekunde verbergen. Um sich schart er Charaktere mit Cowboy-Hüten, Gruselfrisuren aus den 1980ern und offen zur Schau getragener Fan-Leidenschaft für dieses oder jenes Team. Ungleich dem Moderator oder seinem häufigen Sidekick sind sie keine ehemaligen NFL-Stars, die auf interessante Tage des Profitdaseins zurückblicken können. Aber selbst wenn die Hauptperson der Show genau dies vermag würde trotzdem nie jemand auf die Idee kommen, ihn nicht als einen von ihnen zu bezeichnen. Oder eben einen von uns. Was im Kern das größte Geheimnis hinter seinem Erfolg ist.
Ein entfesseltes Kulturphänomen
Pat McAfee ist in seiner heutigen Aufgabe als millionenschwere Medienpersönlichkeit bei ESPN inklusive langjähriger eigener Show vieles – Interviewer, Kabarettist, Analytiker und natürlich Content-Creator, wie es neudeutsch heißt – vor allem aber ist er die Typ Mensch, die in seinen Augen Punter, wie er früher einer war, schon seit jeher verkörpern. “Als Punter sind wir stolz darauf, diejenigen zu sein, mit denen man gerne ein Bier trinken möchte“, sagt das langjährige Special-Teams-Ass der Indianapolis Colts. Nach McAfees Person zu urteilen, ist es genau das, was die Leute in ihm sehen. Den feuchten Traum einer jeden trinkfreudigen US-College-Burschenschaft, die nach einem illustren Star-Gast für ihre allsamstägliches College-Football-Sause sucht. Einen, der spät in der Nacht noch grölend und leicht bekleidet durch die Straßen tigert, immer auf der Suche nach dem einen letzten Drink. Derartige Ausflüge finden sich für jeden sichtbar in der Vita McAfees, wer dennoch keine entdecken kann oder mag, dem erzählt der frühere All-Pro liebend gerne davon.