Steht in der Kritik: Kyler Murray. Credit: Imago Images / USA Today Network / Billy Hardiman

Leider haben die Arizona Cardinals in diesem Jahr bereits gegen die Minnesota Vikings gespielt und ihr derzeitiger 4-8 Record lässt die Franchise kaum daran glauben, dass sie es in die Playoffs schafft und nochmal auf die Wikinger trifft. Dabei würden sich die Vorwürfe von Patrick Peterson, mittlerweile in Minnesota, für eine aufregende Vorberichterstattung sicher eignen. 

Im eigenen Podcast ALL THINGS COVERED äußerte sich Peterson abfällig über seinen ehemaligen Quarterback Kyler Murray. “Kyler Murray kümmert sich um niemanden, außer um Kyler Murray. Das ist eine Tatsache!”

Der Vorwurf wäre sicherlich als listiges Kalkül von Peterson abzutun, weil er seinem eigenen Podcast eine höhere mediale Aufmerksamkeit schenken möchte, was ihm auch durchaus gelungen ist. Doch ist der Cornerback, der es bei den Cardinals achtmal in den Pro Bowl schaffte und sogar ins NFL Team des letzten Jahrzehnts gewählt wurde, nicht allein mit dieser Kritik. 

Veröffentlichte Vertragsklauseln und das Schweigen von ehemaligen und aktuellen Mitspielern Kyler Murrays sorgen nicht gerade dafür, dass der Vorwurf Petersons entkräftet wird. Vielmehr werden in der Nachbarschaft des Grand Canyons die Stimmen lauter, dass nicht nur Head Coach Kliff Kingsbury über die Klippe springen muss, sondern auch der Quarterback, den man erst im letzten Sommer mit einem neuen Vertrag ausgestattet hat, der ihn zum drittreichsten NFL-Profi über die nächsten Jahre macht.

 

Patrick Peterson greift Murray an

Zum Anfang der Aufnahme des Podcasts dreht es sich um das ehemalige Team von Patrick Peterson. Moderator Bryant McFadden will wissen, wer dafür verantwortlich gemacht werde, dass die Cardinals im Bereich der Offense so große Probleme haben. Ob es Kliff Kingsbury sei, fragt McFadden. Peterson, der keinen Hehl daraus macht, seine Abneigungen gegenüber General Manager Steve Keim zu haben, gibt als Antwort: “Zweifellos, sie werden ihn verantwortlich machen. Er (Kliff) wird es sein. Er wird es sein. Und das verrückte an der Sache ist. Der Typ (Steve Keim), der ihn eingestellt hat, wird dann immer noch seinen Job haben.”

Dann kommen die beiden im Gespräch an den Punkt, wo es um Kyler Murrays Rolle geht. Laut McFadden mache Murray alles an seinem Head Coach fest und würde ihn für alles verantwortlich machen. Das gefalle dem Moderator nicht, da es so scheint, als würde er nicht mehr an seinen Coach glauben.

Peterson entgegnet darauf mit seinem Vorwurf zu Kyler Murrays Verhalten. “Kyler Murray kümmert sich um niemanden, außer um Kyler Murray. Das ist eine Tatsache!”

McFadden könne das nicht dementieren, da er Kyler nicht persönlich kennen würde und nie mit ihm gespielt habe, aber es würde eben ins Bild passen. Ein Quarterback, der Kritik an seinem Head Coach an die Öffentlichkeit trage, statt sie intern zu behandeln, sei nicht die Art und Weise, wie man angemessen Kritik äußern würde, wenn man seinem Coach weiter vertrauen würde. Aber Murray könne sich das wahrscheinlich erlauben, da er einen so hochdotierten Vertrag habe und ohnehin nicht entlassen werden könne. 

Darauf bemerkt Peterson: “Das ist so verrückt. Denn es ist der selbe Typ, den man in seinen Vertrag die Klausel einfügen musste, dass er vier Stunden am Tag Videomaterial studieren müsse. Sie nötigen dich dazu, aber du behauptest, das System wäre Schuld. Schauen wir uns das genauer an, ist die Wahrheit, dass, seitdem Kyler da ist, die Statistiken, der Record, alles seitdem bergab geht.”

Die Klausel wurde kurz nach der Veröffentlichung des Vertrags wieder entfernt, doch gibt sie Peterson in der Debatte einen weiteren Punkt.

 

Kyler Murray reagiert auf die Vorwürfe

Natürlich lässt Murray solche Vorwürfe nicht auf sich sitzen und reagiert noch am Abend via Social Media: “Das ist nicht wahr…du bist da auf irgendeinem seltsamen S*****. Du hast meine Nummer. Wenn du dich wirklich so als ‘großer Bruder’ oder ‘Mentor’ fühlst, solltest du mich anrufen und es mir sagen, statt mich dafür zu benutzen, damit dein Podcast wächst.” 

Gut möglich, dass dies genau die Absicht von Peterson gewesen ist, wie Kyler es sagt. Doch für diese Werbekampagne sucht er sich einen bestimmten ehemaligen Mitspieler aus. Er knöpft sich Kyler Murray vor und niemand sonst. Entweder hat er persönlich etwas mit ihm zu schaffen und macht im Podcast eine Abrechnung oder an der ganzen Sache ist tatsächlich mehr dran. 

 

Larry Fitzgerald schweigt im TV

Bezeichnend dazu ist, wie Larry Fitzgerald, eine weitere Cardinals-Legende mit der Debatte um Kliff Kingsbury und Kyler Murray umgeht. Fitzgerald ist bekannt für seine Integrität. Niemals würde er etwas Böses über einen seiner ehemaligen Mitspieler oder Trainer sagen. Vielmehr begegnete er in seiner Karriere sogar seinen Gegenspielern mit höchstem Respekt. 

Er äußert Kritik durch die Blume, indem er Backup-Quarterback Colt McCoy vor dem Monday Night Football Game für seine Führungsqualitäten lobt. Als die Moderatoren dann auf die Arbeitseinstellung von Murray zu sprechen kommen, schweigt Fitzgerald. Er dementiert nicht, versucht die Aussagen nicht zu entkräften, obwohl er es als ehemaliger Mitspieler leicht hätte, dies als Gerüchte abzutun. 

Exakt dieses Schweigen ist es, was einen Makel an Kyler Murrays Vita lässt. Niemand springt für ihn in die Bresche und frühere Teamkollegen stehen schweigend daneben, wenn Journalisten mit weniger Insiderwissen über Murrays Freizeit, die er angeblich lieber in Videospiele statt in die Sichtung von Videomaterial steckt, herziehen. Oder wenn sie seine Selbstgerechtigkeit ansprechen und ihm fehlende Führungsqualitäten attestieren. 

 

Murray droht sein Talent zu vergeuden

Immerhin will sich Peterson mit Murray treffen und alles klären. Zwar habe Kyler noch nicht geantwortet, aber es sei ihm wichtig, mit ihm darüber zu sprechen, schließlich sehe er in ihm (Kyler) eine Menge Talent. 

Anlagen in seinem Arm und seinen schnellen Beinen, eine außerordentliche Athletik, um zu den besten seiner Zunft zu gehören, sind es, die Peterson damit meint. Es wäre ein Verlust für die NFL, nicht allein für sein aktuelles Team, wenn Kyler Murray sein Talent nie ausschöpfen kann. 

Vielleicht benötigt es dazu einen neuen Cheftrainer, möglicherweise sogar ein Umzug in ein neues Umfeld seinerseits. Das wird die Zukunft zeigen. 

Bei den Cardinals sind deshalb keine besinnlichen Feiertage zu erwarten. Die Tatsache ist, sogar in der spielfreien BYE Week kehrt keine Ruhe in Arizona ein. 

Über den/die Autor/in
Philipp Forstner
Instagram - https://www.instagram.com/draftnerd/
Philipp Forstner
Autor / Redakteur
Philipp schreibt bei TOUCHDOWN24 u.a. über den College Football

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