Die Denver Broncos befinden sich mitten im Neustart. Das Team war bereit einen neuen NFL-Rekord in Sachen Dead Cap hinzunehmen, nur um Quarterback Russell Wilson loszuwerden. So belasten über 80 Millionen den Cap des Teams, was sich natürlich im Roster widerspiegelt. Für die Broncos geht es nicht darum, kurzfristig einen Erfolg vorzuweisen, es geht um den langfristigen Plan von Head Coach Sean Payton.
Erst wenn die Wilson-Millionen zur Saison 2026 aus den Büchern sind, dann können die Broncos auch wieder angreifen. Das schafft Klarheit und bringt Zeit. In dieser Saison geht es vor allem darum, herauszufinden, ob Bo Nix schon der Quarterback der Zukunft ist. Es gilt die Spieler zu filtern, die in zwei Jahren oberes NFL-Niveau haben können und um diese dann ein schlagkräftiges Team aufzubauen. Einer dieser Spieler ist mit Sicherheit Cornerback Patrick Surtain.
Offense
Die Verpflichtung von Sean Payton als Head Coach stand 2023 für einen Neuanfang. Unglücklicherweise zeigte sich schnell, dass die Spielidee von Payton wenig mit den Anlagen von Ex-Quarterback Russell Wilson übereinstimmt. Mit Rookie-Quarterback Bo Nix bekommt Payton nun einen Spieler, dessen Fertigkeiten genau in das Profil passen: Schnelle Reads, akkurate Pässe, wenig Improvisation. Die Pro-Style-Offense in Denver sieht viele Screens, kurze Pässe und ein sorgsam etabliertes Laufspiel vor, um stets vor den Sticks zu bleiben. Mit Javonte Williams kehrt zudem der Schlüsselspieler auf Runningback von seiner Verletzung zurück. Die ganz große individuelle Qualität sucht man auf den Skill-Positionen aber vergebens, doch Waffen wie Courtland Sutton, den Nummer-eins-Receiver, sowie Deep Threat Marvin Mims Jr. oder Neuverpflichtung Josh Reynolds erfüllen allemal die Anforderungen an die Spielidee des 60-jährigen Payton. Hinter einer sehr guten Offensive Line, die einzig auf Center Fragezeichen aufwirft, sollte Nix zudem genug Zeit bekommen, um seine Mitspieler ohne Hektik anzuspielen.
Defense
Die Wahrnehmung der Defense unter Coordinator Vance Joseph könnte ambivalenter nicht sein. Während Denver in den ersten Spielen der vergangenen Saison defensiv extrem schlecht aussah (u.a. das 20:70 gegen die Dolphins), formte Joseph danach aus unterdurchschnittlichem Personal eine solide Verteidigung. Der diesjährige Roster besticht vor allem durch Athletik, die sich besonders in der Defensive Line zeigt. Zwar fehlt es an hochkarätigen Namen, dafür finden sich jedoch bis zu acht gute Rollenspieler wieder. Hervorzuheben ist hier das Pass-Rush-Duo um Nik Bonitto und Baron Browning. Komplettiert wird die Front Seven durch Linebacker Alex Singleton und Cody Barton, die klare Defizite in der Passverteidigung haben, in Form von Singleton aber zumindest gegen den Lauf die nötige Qualität mitbringen. In der Secondary sticht natürlich Star-Cornerback Patrick Surtain II hervor, doch auch die übrigen Corners sind grundsolide. Luft nach oben hat der Safety-Support um Zugang Brandon Jones und den ehemaligen Fünftrundenpick Caden Sterns. Star-Safety Justin Simmons ist nicht mehr in Denver.
Offseason
Neben dem Eingeständnis, dass das Russell-Wilson-Experiment (Steelers) gescheitert war, trennten sich die Broncos auch von Center Lloyd Cushenberry (Titans) und Wide Receiver Jerry Jeudy (Browns). Derweil versuchte man mit dem begrenzt verfügbaren Cap Space, der auch durch die Wilson-Entlassung limitiert wurde, den Roster auf möglichst vielen Baustellen durch Quantität aufzubessern. Der Fokus in Denver lag auf dem Draft, wo sich die Hoffnungen natürlich auf Erstrundenpick Bo Nix konzentrieren.
Wichtige Zugänge
Free Agency: Brandon Jones (S/Dolphins), Josh Reynolds (WR/Lions), Malcolm Roach (DE/Saints), Cody Barton (LB/Commanders), Zach Wilson (QB/Jets)
Draft: Bo Nix (QB/Rd 1), Jonah Elliss (LB/Rd 3), Troy Franklin (WR/Rd 4), Kris Abrams-Draine (CB/Rd 5), Audric Estime (RB/Rd 5), Devaughn Vele (WR/Rd 7)
Head Coach: Sean Payton
Als Sean Payton die vakante Head-Coaching-Stelle in Denver antrat, war die Euphorie groß. Die enttäuschende Folgesaison sorgte dann für schnelle Ernüchterung. Erste Zweifel, ob Payton noch der elitäre Cheftrainer ist, der er einst war, bestehen, doch ohne das aufgezwungene Commitment in Form von Quarterback Russell Wilson, genießt der 60-Jährige zumindest noch eine Saison die Reputation eines sehr guten Head Coaches, dessen Pro-Style-Offense in der Vergangenheit oft von Erfolg gekrönt war.
Quarterback: Bo Nix
Mit dem zwölften Pick wählten die Broncos Bo Nix als ihren nächsten Quarterback. Zwar verstärkte Denver die Position auch durch einen Trade für Zach Wilson, doch dürfte Nix als Starter in die Saison gehen. Seine Stärken und sein Spielstil erinnern an Saints-Legende Drew Brees, um den Head Coach Payton in New Orleans bereits eine erfolgreiche Offense aufbauen konnte und einen Super Bowl gewann. Selbiges erhoffen sich die Broncos nun mit dem 24-jährigen Nix, der die Anlagen dafür mitbringt.
Key Player (Offense): Courtland Sutton (Wide Receiver)
Mit einem Karrierehöchstwert von zehn Touchdowns festigte Courtland Sutton in der vergangenen Saison seinen Platz als Nummer-eins-Receiver der Broncos. Mit einer Körpergröße von 1,93 Metern brilliert er vor allem bei umkämpften Bällen, zieht jedoch durch sein solides Route Running auch die Aufmerksamkeit der Safeties auf sich. Inwiefern sein Spielstil zu der voraussichtlichen "Quick Game Offense" passen wird, bleibt abzuwarten. Dennoch sollte Sutton die meisten Targets im Passspiel sehen.
Key Player (Defense): Patrick Surtain II (Cornerback)
Patrick Surtain II zählt seit Jahren zu den besten Cornerbacks der Liga. Ob in Mann/- oder Zonenverteidigung, Surtain ist das Komplettpaket und besitzt, im Gegensatz zu anderen namhaften Spielern auf seiner Position, nicht die prominenten Spieler um sich herum. Er nimmt sich, Woche für Woche, dem besten Passempfänger der gegnerischen Offense an. Ziel in Denver muss sein, die Defense um den 24-Jährigen erneut aufzubauen, denn allein Surtain hebt die Broncos-Verteidigung auf ein anderes Level.
Breakout Player: Nik Bonitto (EDGE)
Seit dem Abgang von Bradley Chubb 2022 sucht Denver nach einem echten Nummer-eins-Rusher. Gefunden haben sie ihn möglicherweise in Nik Bonitto. Zwar bringt der 24-Jährige nicht die Idealmaße mit, kompensiert dies jedoch nur elitäre Athletik und Spielintelligenz. Vergangene Saison brachte es Bonitto auf acht Sacks, 30 Tackles und 20 Hits gegen den gegnerischen Quarterback. Das nötige Talent und die passenden Mitspieler, um diese Statistiken nochmals zu toppen, sind definitiv vorhanden.
TOUCHDOWN24-Prognose: Die Broncos konkurrieren eher um einen Top-5-Spot im kommenden Draft als um Siege auf dem Spielfeld.