Was Mike MacDonald für die Baltimore Ravens als Defensive Coordinator war, war Brian Callahan als Offensive Coordinator für die Cincinnati Bengals. Dass Cincinnati mit dem ungedrafteten und stark limitierten Jake Browning bis zuletzt im Playoff-Rennen blieb, darf nicht unterschätzt werden. Doch allein durch die Rückkehr von Top-Quarterback Joe Burrow erleben die Bengals ein immenses Upgrade, auch wenn das für viele Experten beste Receiver-Trio der Liga auseinandergerissen wurde.
Allerdings hat lediglich Receiver Nummer drei, Tyler Boyd, die Organisation verlassen. Seinen Posten soll Drittrundenpick Jermaine Burton ausfüllen. Bleiben die Topspieler der Offense fit, allen voran Burrow und seine Star-Receiver Ja`Marr Chase und Tee Higgins, und performt die Defense nur einen Tick besser als in der Vorsaison, dann sind die Bengals sogar zu einem tiefen Playoff-Run fähig.
Offense
Die Bengals dümpelten 2023 mit ihren Angriff eher im Mittelfeld der Liga rum, was vor allem auf das doppelte Verletzungspech von Joe Burrow zurückzuführen ist, der angeschlagen in die Saison ging und sie schließlich aufgrund einer Handgelenksverletzung auch frühzeitig beenden musste. 2024 hofft Cincinnati auf einen fitten Signal Caller und positive Akzente von Ex-Quarterbacks-Coach Dan Pitcher, der zum Offensive Coordinator befördert wurde. Sein großes Plus: Er hat die gesamte Entwicklung von Burrow in der NFL begleitet. Im Backfield müssen Zack Moss und Chase Brown Runningback Joe Mixon ersetzen. Was man hier an Flair einbüßt wurde im Receiving Corps eventuell dazu addiert, Rookie Jermaine Burton aus Alabama und Tight End Mike Gesicki könnten neben den Star-Receivern Ja’Marr Chase und Tee Higgins zu echten Matchup-Albträumen für die Gegner werden. In der Offensive Line herrscht relative Kontinuität, was zu einem echten Bonus werden dürfte. Einzig die Right-Tackle-Position wurde mit Veteran Trent Brown und First Rounder Amarius Mims neu besetzt.
Defense
Auch die Bengals-Verteidigung schaffte es im Vorjahr nicht, den Ausfall Burrows und die damit verbundenen Widrigkeiten zu kompensieren. Mehr noch, Lou Anarumos Unit entwickelte sich zeitweise selbst zum echten Problemfall, ließ doch nur ein NFL-Team mehr Yards als Cincinnati zu. Um dies zu ändern wurde die Interior Defensive Line mit dem explosiven Tackle Sheldon Rankins sowie den Rookies Kris Jenkins Jr. und McKinnley Jackson verstärkt. Sie sollen für mehr Druck aus der Mitte sorgen, was wiederum das nötige Gegengewicht zu Trey Hendrickson bilden könnte. Er ist der unangefochtene Star der Bengals-D und einer der besten Pass Rusher der NFL, hatte zuletzt aber zu wenig Hilfe. Das Linebacking-Corps ist beweglich, hinter Logan Wilson und Germaine Pratt mangelt es aber an Tiefe. Der größte Schritt nach vorn muss von der Secondary kommen. Cam Taylor-Britt ist gesetzt und der aus Baltimore geholte Geno Stone soll eine Führungsrolle übernehmen, daneben gibt es allerdings so manches Fragezeichen. Unter anderem wird Dax Hill vom Safety zum Cornerback umgeschult.
Offseason
Die Bengals sahen sich der schwierigen Situation gegenüber, ihre letzte Saison vor dem Hintergrund von Burrows Verletzungen zu bewerten und Verbesserungsbedarf zu identifizieren. Die Defensive Line wurde beweglicher gemacht, dafür verlor man den langjährigen Berg D.J. Reader in der Mitte. Große Hoffnungen ruhen auf Geno Stone, der Cincys Defense eine führende Hand geben soll. Ein langer Franchise-Tag-Poker mit Receiver Tee Higgins wurde derweil zum unschönen Nebengeräusch.
Wichtige Zugänge
Free Agency/Trade: Sheldon Rankins (DT, Texans), Geno Stone (S, Ravens), Zack Moss (RB, Bills), Trent Brown (OT, Patriots), Mike Gesicki (TE, Patriots), Vonn Bell (S, Panthers)
Draft: Amarius Mims (OT, Rd1), Kris Jenkins Jr. (DT, Rd2), Jermaine Burton (WR, Rd3), McKinnley Jackson (DT, Rd3), Erick All (TE, Rd4), Josh Newton (CB, Rd5), Tanner McLachlan (TE, Rd6), Cedric Johnson (DE, Rd6), Daijahn Anthony (DB, Rd7), Matt Lee (C, Rd7)
Head Coach: Zac Taylor
Taylor hatte es 2024 verdammt schwer, ging er doch mit einem angeschlagenen Burrow in die Saison und musste sich im Laufe der Spielzeit mit weiteren Verletzungen herumschlagen. Dass er das Team mit dem zeitweise aufopferungsvoll kämpfenden Jake Browning als Quarterback trotzdem lange im Playoff-Rennen hielt ist eine Leistung, die er sich durchaus ans Revers heften kann. Mehr Siege als Niederlagen aus so einem Jahr rauszuholen ist achtbar und eine gute Basis für die Zukunft.
Quarterback: Joe Burrow
Nachdem er Anfang September seine bombastische Vertragsverlängerung über 275 Millionen US-Dollar unterschrieben hatte, schien für Joe Burrow eigentlich alles für ein sensationelles Jahr parat zu stehen. Dank mehrerer Blessuren wurde es aber ein Seuchenjahr und es ist nunmehr schon die zweite von vier NFL-Spielzeiten, die bei Burrow von Verletzungen geprägt wurde. Ist Burrow fit, gehört er zweifelsohne zu den besten Signal Callern der gesamten Liga und lässt Cincinnati direkt wieder vom Super Bowl träumen.
Key Player Offense: Ja’Marr Chase (Wide Receiver)
Justin Jefferson? Tyreek Hill? Eventuell noch CeeDee Lamb? Das sind dann aber schon die einzigen großen Receiver-Namen, die man wirklich mit Ja’Marr Chase in einem Atemzug nennen darf. Auch 2023 brillierte der 24-Jährige wieder mit 100 Receptions, 1216 Receiving Yards und sieben Touchdowns. Zusammen mit Burrow bildet er ein Duo, das Spiele vollends im Alleingang entscheiden kann. Ein Umstand, der ihm in naher Zukunft einen gigantischen neuen Vertrag bescheren dürfte.
Key Player Defense: Trey Hendrickson (Edge)
Letztes Jahr lieferte der Pro-Bowl-Defensive-End statistisch gesehen die beste Spielzeit seiner Karriere ab. 17,5 Sacks standen am Ende für ihn zu Buche, nur Pittsburghs Superstar T.J. Watt hatte mehr. Dementsprechend nervös wurde man in Cincinnati, als sich Hendrickson in der Offseason über seinen Vertrag beschwerte. Kurz darauf ruderte er aber wieder zurück, glättete die Wogen und bekannte sich zu den Bengals, für die er auch in der kommenden Saison wieder eine tragende Rolle spielen wird.
Breakout Player: Jordan Battle (Safety)
In seiner Rookie-Saison dauerte es bis zur Week 11, dann durfte Jordan Battle das erste Mal für die Bengals-Verteidigung starten. Der Strong Safety machte seine Sache gut und zeigte, warum er schon am College in Alabama zum Leader unter Nick Saban aufgestiegen war. Gerade seine Laufverteidigung kristallisierte sich wie erwartet als Stärke heraus. 2024 dürfte er nun nicht nur ein besseres Gefühl für das NFL-Spiel mitbringen, sondern auch von Neuverpflichtung Geno Stone profitieren.
TOUCHDOWN24-Prognose: Die Bengals werden nach einem Jahr Pause die Rückkehr in die Playoffs verbuchen.