Derek Carr hat ein neues Team, bei Aaron Rodgers steht die NFL-Zukunft noch nicht fest. Credit: Imago Images / Icon Sportswire / Larry Radloff

Derek Carr zu den Saints, Geno Smith bleibt in Seattle – die ersten Quarterback-Entscheidungen der NFL Offseason sind gefallen. Nun wird interessant zu beobachten sein, was dies für besagte Mannschaften und Spieler bedeutet, welche Deals folgen werden und ob sich sogar ein wenig Bewegung bei einem gewissen Aaron Rodgers andeutet!

Wenn ESPN-Schreiber Jeremy Fowler in diesen Stunden auf seine Handy schaut, dann könnte da gut und gerne eine Message von Derek Carrs Agent zu finden sein in welcher ein Zwinker-Smilie mit "Gut gemacht" enthalten ist. Schließlich hatten Fowlers geheimnisvolle "Quellen" ihm noch vor ein paar Tagen geflüstert, dass Carr die New York Jets leicht als seinen neuen Arbeitgeber favorisieren würde. Natürlich nur um dann kurz darauf einen Vertrag mit den New Orleans Saints dingfest zu machen.

Derart Klüngeleien, bei denen Agenten mithilfe von "Breaking News" den Preis für ihre Schützlinge in die Höhe treiben und Zwitscher-affine Journalisten auf Klickfang gehen, gehören zum steten wie auch ermüdenden Alltag der NFL Offseason. Sprich man fährt als Außenstehender mit der Devise "erstmal abwarten" in der Regel besser, egal ob es sich um vermeintliche Präferenzen von Free Agents oder die gedanklichen Wirrungen eines bärtigen Narzissten geht, der aber nun mal den Football wie kaum ein anderer durch die Luft befördern kann.

Derek Carr unterschreibt bei den Saints

Die Tinte von Derek Carrs Unterschrift schafft nun dennoch feststehende und belastbare Fakten für die Ligalandschaft, ebenso wie es jene von Geno Smith unter seinem Arbeitspapier bei den Seattle Seahawks macht. Diese zwei Teams beantworten damit die vielleicht wichtigste Frage, welche es in der NFL überhaupt gibt: Wer ist unser Quarterback? Sowohl mit Carr als auch mit Smith leisten sich die Saints und Seahawks zwei gestandene Starter, die beide letztes Jahr im Pro Bowl standen und durchaus einen solide gefüllten Rucksack mit Qualitäten mitbringen.

Wie voll dieser ist und ob er auch den Sicherheitscheck für einen Flug in Richtung Super Bowl bestehen würde, ist natürlich eine ganz andere Frage. New Orleans wird sie sich an einem anderen Tag stellen wollen und sich zunächst darüber freuen, dass sie quasi im Handumdrehen den besten Quarterback der gelinde gesagt schwächelnden NFC South ins Team geholt haben. Carr sollte zudem nach Jahren des Durcheinanders bei den Raiders, einer Wiedervereinigung mit seinem ersten NFL-Coach Dennis Allen und durch die Kritik an seiner schwachen Siegesbilanz voller Motivation auf das gepflegte Geläuf im Superdome treten.

New Orleans setzt mittelfristig alles auf Derek Carr

So angenehm jenes auch für das Handwerk eines Quarterbacks ist, so sehr grassieren auch Zweifel durch die Köpfe der Saints-Fans, die sich gerade erst wieder von den Feierlichkeiten des Mardi Gras erholen. Carr konnte in seiner Karriere gerade einmal 44 Prozent seiner Spiele gewinnen, das sind genauso viele, wie Jameis Winston für sich entscheiden konnte, jener Quarterback, den er nun ablöst. Lediglich zwei Playoffteilnahmen stehen für Carr zu Buche, wovon er eine aufgrund einer Verletzung verpasste und die andere sieglos beendete. Seine durchaus beeindruckenden Statistiken offenbaren bei genauerem Hinschauen einige Lücken, seine nervösen Füße in der Tasche oder zögerliches Spiel in der Crunchtime lassen sich nicht von der Hand weisen.

Ein vielleicht noch größeres Problem stellt der Vertrag von Carr für die Saints da, jene Franchise, die wie durch ein Wunder in jeder Offseason trotz schlechtester Ausgangslage irgendwie doch noch Platz unter dem Salary Cap generiert. So auch in diesem Jahr, womit man Carr seinen für seine Qualität absolut gerechtfertigten Deal anbieten konnte. Irgendwann aber – das ist in der realen Welt wie auch in der NFL so – werden Geld und Schulden, welche man in die Zukunft verfrachtet, bezahlt werden müssen. Nicht heute, auch nicht morgen, aber irgendwann. Wenn man dann mit Derek Carr einen Super Bowl gewonnen hat, alles gut. Wenn nicht, bricht man seiner Franchise vielleicht für mehrere Jahre das sportliche Rückgrat. Oder eben Derek Carr selbiges, wenn man kein Geld mehr für eine Offensive Line vor ihm hat.

New York Jets schauen vorerst in die Röhre

Die unmittelbare Zukunft aber steht sowohl für New Orleans als auch für Seattle mit Geno Smith unter einem durchaus positiven Stern. Denn beide Franchises haben sich mit den jüngsten Moves ganz klar für die obere Ligahälfte beworben und gehen mit der realistischen Hoffnung  auf Erfolge in die kommende Saison. Andere Quarterback hungrige Teams können sich da nicht mehr ganz so sicher sein. Allen voran natürlich die anderen vermeintlich Interessenten für Derek Carr – die New York Jets und die Carolina Panthers.

Mit statistisch einer der fünf besten Verteidigungen der NFL und einigen vielversprechenden Youngstern im Kader wähnen die Jets sich eigentlich einen Quarterback von echter Furore entfernt, es bräuchte für die Playoffs vielleicht nicht einmal einen Superstar, sondern einfach nur etwas Beständigeres als Zach Wilson. Jetzt sehen viele Aaron Rodgers als die einzige Option für "Gang Green", ein Move im Draft für einen der begehrten jungen Signal Caller wäre aber ebenfalls denkbar. Erst Recht, weil der 39-Jährige Rodgers mit einem saftigen Preisschild kommen würde, obwohl die Umstände eher einen Platz im Sale sinnvoll erscheinen ließen.

Was passiert mit Aaron Rodgers und den restlichen Quarterbacks?

Vielleicht noch kostspieliger dürfte ein Umzugsunternehmen für Lamar Jackson werden, dessen nächstes Kapitel mit den Ravens noch lange nicht zu Papier gebracht ist. Neben den großen Namen können auch Jungs wie Ryan Tannehill oder Jimmy Garoppolo das ein oder andere Team glücklich machen, so es denn nicht zu viel erwartet. "Jimmy G" gilt für viele als Kandidat für Carrs Nachfolge in Las Vegas. Wer daneben sich nicht für Baker Mayfield, Carson Wentz, Jacoby Brissett oder Mike White begeistern kann dem bleibt dann letztendlich nur noch der Draft.

Hier dreht sich das Glücksrad dann natürlich erst recht rasend, alle Prospects von Bryce Young bis hin zu Anthony Richardson sind mit einer Menge Talent gesegnet aber mit nicht minder signifikanten Fragezeichen ausgestattet. An dem Interesse der Teams wird dies aber wenig ändern, denn schließlich muss jeder irgendwann die große Frage beantworten: Was will ich auf der Quarterback-Position machen? Mit jener im Hinterkopf, schwindenden Optionen und einem schwerreichen Besitzer im Nacken, der Siege sehen will, kann man als Manager schon mal schnell verzweifeln. Und einen absoluten Schnellschuss loslassen.

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Über den/die Autor/in
Moritz Wollert
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Moritz Wollert schreibt für TOUCHDOWN24 u.a. über die NFL. Für das monatliche Print-Magazin schreibt er u.a. die NFL History Artikel

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