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GFL - German Football League

Nach dem Adler-Aus – was die GFL ändern muss

Quo vadis, GFL? Foto: IMAGO / Matthias Koch

Wieder einmal wirft sich ein dunkler Schatten über den deutschen Vereinsfootball. Das einst ruhmreiche Berlin Adler, immerhin sechsmaliger Deutscher Meister, steht nach finanziellen Wirrungen und einer provozierten Spielabsage als Absteiger fest und muss einen erneuten Neuanfang in den Niederungen der deutschen Football-Landkarte angehen. Für die GFL, die höchste deutsche Spielklasse, ist das nicht weniger als ein Desaster. Nicht das erste in der jüngeren Vergangenheit. Dabei hat die GFL alle Chancen, sie muss sie nur ergreifen.

 +++ein Kommentar von Dirk Kaiser+++

Als die European League of Football 2021 aus der Taufe gehoben wurde, war das Geschrei innerhalb der GFL und des deutschen Vereinsfootballs groß. Das Erscheinen der neuen europäischen Konkurrenz rund um den bekannten NFL-Kommentator Patrick “Coach“ Esume hatte unmittelbare Folgen auf die Hildesheim Invaders, Ingolstadt Dukes, Elmshorn Fighting Pirates, die Frankfurt Universe und die Stuttgart Scorpions.

Doch drei Jahre später muss man festhalten, dass die GFL die ELF nicht als Sündenbock benötigt, um sich selbst zu zerfleischen. Die Cologne Crocodiles, Marburg Mercenaries, nochmal die Ingolstadt Dukes und jetzt Berlin Adler. Allesamt sind sie aus den verschiedensten Gründen in den vergangenen 20 Monaten von der GFL-Bildfläche verschwunden und haben sich selbst – aber auch der Liga – einen schweren Imageschaden zugefügt.

Das kann sich die GFL in Zeiten der ELF nicht leisten und es ist geradezu grotesk, wie das deutsche Football-Oberhaus es versäumt, die Chancen zu ergreifen, die ihnen die auf Hochglanz gepushte European League of Football mit all ihren Kratzern offenbart. Denn auch in der ELF läuft es alles andere als durchgehend rund. Die Istanbul Rams zogen sich vor der Saison 2023 nach nur einem Jahr wieder zurück, größer war aber der Schaden, den der Rückzug der Leipzig Kings inmitten der vergangenen Spielzeit anrichtete. Die Prague Lions 2023 und die Barcelona Dragons 2024 wurden irgendwie künstlich am Leben gehalten, weil weitere Rückzüge nur einen noch größeren Schaden verursacht hätten.

Das Resultat in der ELF heißt: Das Leistungsgefälle ist enorm. Zwar gibt es an der Spitze immer wieder spannende Spiele, doch Partien der Top-Teams gegen die Helvetic Mercenaries, Milano Seamen oder Fehervar Enthroners verlaufen ob der schon vorher zu erwartenden hohen Ergebnisse vollkommen ohne sportlichen Anreiz. Zuletzt reihten sich sogar ein bis dato erfolgreiches Team wie die Hamburg Sea Devils in der Chancenlosigkeit ein - ein Niedergang der Frankfurt Galaxy ist ebenfalls zu befürchten. Die ELF kommt aus diesem Dilemma aber nur schwerlich raus, da jedes Team Lizenzgebühren an die Liga entrichtet und man darauf nur schwerlich verzichten kann. 

Nun werden in der GFL auch Lizenzgebühren fällig – und hohe Ergebnisse gibt es auch hier. Doch der GFL mag man das eher verzeihen, wenn ein Dorfverein über die zweite Liga nunmal aufgestiegen ist und gegen eines der Liga-Schwergewichte spielt. Auch mit der Spannung ist es nicht lang her. Es ist nur schwer vorstellbar, dass die Potsdam Royals am Saisonende nicht ihren Titel verteidigen werden. Doch es sind nur wenige Stellschrauben, an denen der Liga-Vorstand drehen müsste, um viele der vorhandenen Probleme zu lösen und so die Chance zu ergreifen, um von den Krisen der ELF zu profitieren und sich als seriöse Alternative anzubieten.

  • die GFL muss einheitliche Standards erstellen und ein seriöses Lizenzierungsverfahren einführen.
  • die GFL muss um die Vereine schrumpfen, die diese Standards nicht bieten können.
  • die GFL muss innerhalb dieser Gruppe den Einsatz von internationalen Spielern begrenzen, um die Schere nicht zu weit auseinanderklaffen zu lassen.
  • die GFL muss die PR-Arbeit zentralisieren und endlich ein modernes digitales Auftreten haben.

Letztendlich muss einfach mal jeder Gedanke auf den Tisch. Denn nichts wäre für die GFL im Wettbewerb mit der ELF förderlicher, als der Auftritt als ganz seriöse Liga. Das vorläufige Ende der Berlin Adler muss das Ende der Fahnenstange sein, in der die German Football League von den Ereignissen überrollt wird. Sie muss das Heft des Handelns in die eigenen Hände bekommen und klare Regeln definieren.

Über den/die Autor/in
Dirk Kaiser
Dirk Kaiser
Dirk Kaiser ist im Bereich des American Footballs seit über 20 Jahren auf etlichen Ebenen aktiv. Journalistisch begleitet er neben der NFL auch die ELF und GFL für TOUCHDOWN24.

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