Es war das letzte große Aufbäumen des früheren Deutschen Rekordmeisters auf nationaler Ebene. Angeführt von Head Coach Shuan Fatah und Runningback David McCants gewannen die ruhmreichen Berlin Adler 2009 vor 14.234 Zuschauern in der Frankfurter Commerzbank Arena ihre sechste deutsche Meisterschaft in einem spannenden Finale gegen die Kiel Baltic Hurricanes. Dem Triumph in German Bowl XXXI sollte bis heute – trotz einer Rückkehr von Meistertrainer Fatah – kein weiterer mehr folgen.
Seine wirklich große Zeit in der German Football League stand ihm noch bevor. Als David McCants nach dem German Bowl XXXI den Pokal des MVPs in die Hände gedrückt bekam, war der US-Amerikaner noch ein weitestgehend unbeschriebenes Blatt. Gerade erst hatte er seine erste Football-Saison als Ersatz für den verletzten Tony Hollings auf dem alten Kontinent absolviert, da wurde ihm schon die besondere Ehre des Final-MVPs zuteil. Er war es, damals gerade einmal 22 Jahre alt, der den Titel nach 2004 endlich wieder in die Hauptstadt holte. Mit zwei Touchdowns hatte er die Partie gegen die Kiel Baltic Hurricanes im Schlussviertel nahezu im Alleingang gedreht.
Der letzte nationale Titel der Adler ist damit noch immer eng mit dem Namen McCants verbunden, wenngleich es den Runningback in folgenden Jahren weitertrieb. Er wechselte zu den Berlin Rebels, Hamburg Blue Devils, Düsseldorf Panther jeweils für nur eine Spielzeit, ehe er in sieben Jahren für die New Yorker Lions Braunschweig zur GFL-Legende mutierte. 2022 wagte er nach drei Jahren Pause nochmal ein Comeback in der European League of Football für die Leipzig Kings und schloss sich zum Saisonende noch ein letztes Mal den Lions an.
Erstmals seit 1996: Finale ohne Braunschweig
Doch zurück zu German Bowl XXXI. Das Duell zwischen den Adlern und den Baltic Hurricanes war das erste nach 13 Jahren, das ohne Beteiligung der Braunschweig Lions auskam. Die Braunschweiger hatten den deutschen Football seit Ende der 1990er Jahre dominiert, waren seit 1997 stets in jedem der zwölf Endspiel vertreten und gewannen den Titel insgesamt zehnmal. 2008, im Jahr zuvor, mit 20:14 gegen unglückliche Kieler. Immerhin sollte Kiel in der Saison 2010 endlich den Titel gewinnen, doch im 31. German Bowl war die Zeit der Schleswig-Holsteiner noch nicht gekommen. Braunschweig erlebte in der Spielzeit 2009 übrigens eine Bruchlandung. Mit nur drei Siegen im Saisonverlauf landeten die Lions nur auf Rang fünf der Nordstaffel und verpassten so gar den Einzug in die Postseason.
Endsprechend war die Bühne bereitet für die anderen Teams, die sich Hoffnung darauf machten, nach dem Titel zu greifen, wenn denn die Braunschweiger schon Schwäche zeigten. Nach der regulären Saison bildeten sich drei Favoriten ab. Neben den Adlern und den Baltic Hurricanes, die sich jeweils im Saisonverlauf gegenseitig ihre einzige Niederlage beigebracht hatten, taten sich im Süden erstmals die Schwäbisch Hall Unicorns hervor, um nach den Sternen zu greifen. Berlin erreichte das Endspiel durch Siege in den Playoffs gegen die Weinheim Longhorns (30:13) und die Marburg Mercenaries (36:21). Nach einem 20:6 über die Stuttgart Scorpions war es dann an den Kielern im Halbfinale sich der aufstrebenden Unicorns zu entledigen. Durch 13 unbeantwortete Punkte im Schlussviertel schafften die Hurricanes noch ein 22:21 und erreichten das Finale.
Spannung bis ins letzte Viertel
Frankfurt, 3. Oktober 2009: Knapp 15.000 Zuschauer sorgten für eine im Vergleich zu vielen German Bowls der vorherigen Jahre eher durchschnittliche Kulisse, doch sollte es für die kommenden neun Jahre das meistbesuchte Finale bleiben. Den besseren Start ins Spiel erwischten die Kieler, die im ersten Viertel durch einen Touchdown des wendigen Runningbacks Simon Sommerfeld in Führung gingen, Florian Dannehl verwandelte den folgenden PAT. Doch im zweiten Viertel kam Berlin zurück, Kicker Benjamin Scharweit verkürzte via Fieldgoal zunächst, dann fing Wide Receiver Pascal Heck einen kurzen Pass von Adler-Quarterback Jon Grant und Schwarweit behielt beim Extrapunktversuch die Nerven.
Im dritten Spielabschnitt kam es erneut zum Führungswechsel. Receiver Brandon Langston brachte auf Pass von Quarterback Kyle Callahan die Führung zurück nach Kiel, Dannehl zeigte sich beim PAT erneut sicher. Die Adler kamen nur noch durch ein weiteres Fieldgoal von Schwarweit heran. So ging es mit einer 14:13-Führung für die Baltic Hurricanes ins letzte Viertel. In diesem gelang Wideout Philipp Heider zunächst ein weiterer Touchdown für Kiel und Dannehl sorgte mit seinem PAT für eine Acht-Punkte-Führung. Die Uhr lief unerbittlich gegen Berlin. Doch einen gelungenen Drive vollende McCants knappe sechs Minuten vor Schluss mit einem erfolgreichen Run über drei Yards. Statt für Scharweit entschied Head Coach Fatah sich richtigerweise für eine Two-Point-Conversion, die McCants` Runningback-Kollege Oliver Schmeling zum 21:21-Ausgleich in die Endzone trug. Der folgende Drive der Kieler brachte keine Punkte, da Callahan bei einem Fourth Down ausrutschte und ein neues First Down um Zentimeter verpasste. So war es nochmal an den Berlinern, das Spiel zu ihren Gunsten zu entscheiden. 55 Sekunden vor Schluss durchbrach McCants aus elf Yards die Defense der Norddeutschen, Schwarweit sorgte Momente später mit seinem PAT für den 28:21-Enstand.
“Ich bin überglücklich. Diesen Sieg möchte ich meiner Tochter widmen, die vor zwei Wochen auf die Welt gekommen ist“, sagte Head Coach Fatah auf der Pressekonferenz nach dem Spiel. Kent Anderson, der Cheftrainer der Hurricanes, blickte bereits nach vorne: “Ich bin immer noch ein junger Coach und mein Ziel ist es, wieder ins Endspiel zu kommen“, sagte er. Trotz des Erfolgs der Kieler im Folgejahr in einer Neuauflage gegen die Adler, blieb ihm dieser Wunsch verwehrt – er wurde noch im Oktober 2009 von seinen Aufgaben in Kiel entbunden. Für die Adler sollte es der letzte Deutsche Meistertitel sein, zwei Eurobowl-Erfolge 2010 und 2014 kamen jedoch noch hinzu.
Infobox
German Bowl XXXI im Überblick
Berlin Adler vs. Kiel Baltic Hurricanes 28:21 (0:7, 10:0, 3:7, 15:7)
1. Viertel
- 0:7 TD Hurricanes Simon Sommerfeld (RB) 40 Yard Run PAT
2. Viertel
- 3:7 FG Adler Benjamin Scharweit (K) 36 Yards
- 10:7 TD Adler Pascal Heck (WR) 4 Yards (Pass von Jon Grant) PAT
3. Viertel
- 10:14 TD Hurricanes Brandon Langston (WR) 37 Yards (Pass von Kyle Callahan) PAT
- 13:14 FG Adler Benjamin Scharweit (K) 43 Yards
4. Viertel
- 13:21 TD Hurricanes Philipp Heider (WR) 9 Yards (Pass von Kyle Callahan) PAT
- 21:21 TD Adler David McCants (RB) 3 Yards 2-P
- 28:21 TD Adler David McCants (RB) 11 Yards PAT