Die Besitzer der Leipzig Kings: Moritz Heisler (l.) und Marc Quoadt - Foto: Leipzig Kings

Die Leipzig Kings haben eine eher schlechte Saison in der European League of Football mit gerade einmal vier Siegen hinter sich. Der Blick geht aber schon auf die nächste Saison – denn Entwicklung heißt das Stichwort in Leipzig. Im Kurzinterview mit TOUCHDOWN24 geben die beiden Besitzer Moritz Heisler und Marc Quoadt Einblick in Hintergründe bei den Kings.

 

TOUCHDOWN24: Hallo zusammen. Es heißt, der Standort Leipzig hat es nicht ganz eingach. So gab es immer wieder Gerüchte, dass die Kings im Staff, bei den Mitarbeitern um das Team herum, deutlich weniger Personal haben, als andere Mannschaften. Stimmt das?

Marc Quoadt: Gerade am Anfang der Saison hatten wir eine sehr überschaubare Anzahl von Helfern, gerade Off-the-field und bei der Gameday-Organisation. Das hat sich mittlerweile geändert. Wir haben mittlerweile ungefähr 35 Personen, die uns unterstützen. Dazu kommen Coaching-, Sideline- und Equipment-Teams, die auch sehr gut funktionieren. Wir sehen auch wachsende Begeisterungen von freiwilligen, ehrenamtlichen Helfern, die uns einfach unterstützen möchten, weil sie Spaß am Sport haben, weil sie sehen, was wir aufbauen. Wir gehen davon aus, dass wir gerade diese personellen Probleme, in den nächsten Jahr so nicht mehr sehen werden.

Moritz Heisler: Man muss betonen: Wo kommen wir her? Leipzig war eine Franchise, die aus dem Nichts geboren worden ist, mit keiner Infrastruktur. Im ersten Jahr wurde quasi alles entweder fremd eingekauft oder auf sehr, sehr wenige Schultern verteilt. Nach einem Jahr gab es einen Wechsel in der Geschäftsführung, der auch ein wenig so geplant war. Schaut man jetzt auf die Entwicklung von Anfang April, über den ersten Gameday in Dessau bis hin zum letzten Gameday in Leipzig im Bruno-Plache-Stadion, dann sieht man ehrlicherweise, wie stark wir uns entwickelt haben in diesem halben Jahr. Das geht nur mit ganz viel Hilfe. Klar, freiwillige Hilfe ist ein Thema, aber wir wollen in der Zukunft auch bezahlte Jobs schaffen. Unsere Entwicklung zeigt das wahre Potenzial der Leipzig Kings. Das macht mich stolz und happy, trotz einiger negativen Themen und der sportlichen Ergebnisse. Wir haben echt viele gute Leute zusammengebracht, die alle superheiß auf die nächste Saison sind.

TOUCHDOWN24: Wie ist es dazu gekommen, dass ihr die Leipzig Kings übernommen habt?

Quoadt: Das ist relativ trivial. Moritz und ich sind befreundet. Wir sind auch geschäftlich miteinander verbunden. Moritz hatte letztes Jahr in Hamburg bei den Sea Devils mitgearbeitet. Es wurde für Leipzig jemand gesucht, der die Franchise aufbauen möchte. Da ist im letzten Jahr vielleicht nicht alles ganz ideal gelaufen. Moritz und ich haben uns darüber unterhalten und wir haben uns entschlossen, dass wir gemeinsam dieses Wagnis eingehen und dass wir hier nachhaltig etwas kreieren wollen. Er kommt aus Hamburg, ich bin gebürtiger Kölner, war aber meistens im Ausland unterwegs und momentan bin ich in Leipzig - und finde es großartig.

TOUCHDOWN24: Warum genau Football? Ihr hättet auch in einem anderen Bereich etwas gründen können?

Heisler: Ich wollte schon immer was mit Sport und Management machen, weil es einfach meine Leidenschaft ist. Football ist ein extrem interessantes Produkt, auf und neben dem Feld. Ich habe Leipzig als sehr, sehr positiv wahrgenommen, als ich hier war mit Hamburg im Sommer 2021. Ich finde die Stadt mega. Die Region hat super viel zu bieten, die Leute sind extrem toll. Als die Chance kam hier einzusteigen, war das es eine Mischung aus Herz und Business. Es geht ja nicht nur um die Kings und die ELF, sondern darum, wirklich nachhaltig und professionelle Strukturen in den Sport reinzubringen. Vereinsarbeit ist eine tolle Sache, super wichtig, sie muss unbedingt sein. Ich war auch viel im Vereinssport unterwegs und ich sage mal, da verschwimmt auch mal die Grenze zwischen Ehrenamt und Ausbeutung. Ich habe selbst in Vereinen gearbeitet, 50, 60 Stunden nebenher die Woche und daher ist es wirklich wichtig, dass es solche Leute gibt. Aber ich glaube, uns ist gut daran getan, wenn wir professionelle Strukturen schaffen, wenn wir Business und Verein verbinden können.

TOUCHDOWN24: Dann hat ja wahrscheinlich die Pleite gegen die SeaDevils gerade richtig wehgetan, oder?

Heisler: Also da brauchen wir jetzt auch kein Sugar-Coating betreiben. Das war schmerzvoll. Aber auch solche Tage gibt es und da sieht man auch ein bisschen, dass Teams wie Hamburg einen Kader haben, wo auch der Backup vom Backup noch Top-ELF-Klasse hat. Da fährt man auch mal hin und kassiert solche Niederlagen und das tut weh für mich als Hamburger. Nächstes Jahr haben wir ja hoffentlich zwei neue Spiele, wo wir die Chance haben, den Norden wieder für uns zu beanspruchen.

TOUCHDOWN24: Euch scheint auch das Thema Charity am Herzen zu liegen – wieso?

Quoadt: Wir wollten einfach Gutes tun. Deshalb haben wir alle Helden des Alltags, also Krankenhaus- und Pflegekräfte, Feuerwehrleute und andere, kostenfrei zu allen unseren Leipziger Heimspiel eingeladen. Zusammen mit unserem Fanclub haben wir außerdem 10.000 Euro für den Verein “Wolfsträne“ in Leipzig gesammelt, der trauernden Kindern und Jugendlichen hilft. Das ist ein ganzer Komplex, der uns ganz wichtig ist, den wir im nächsten Jahr auf jeden Fall weiterhin ausbauen möchten. Wir sagen in unserem Sport ja stets “Football is Family“. Wir nehmen das ernst. Es ist uns ganz wichtig, dass wir den sozialen Aspekt auch außerhalb des Footballs leben, dass wir als Unternehmen etwas an die Menschen zurückgeben. Denn wir wollen uns in der Region einbringen, uns hier tief verwurzeln.

TOUCHDOWN24: Wie steht es um die Personalpalnungen für die kommende Saison. Beispielweise im Coaching?

Heisler: Wir haben bis zum heutigen Tag keine einzige Personalentscheidung für oder gegen jemanden getroffen. Nach dem Ende der Regular Season setzen wir uns jetzt konkret mit Personalien auseinander und werden diese dann auch zeitnah bekanntgeben. Wie gesagt, in so einer Situation, in der wir uns befinden, müssen wir uns jede Position kritisch angucken. Das fängt bei Marc und mir an und geht runter bis zur bis zur Sideline, bis zum Aufbauhelfer. Das werden wir machen.

Quoadt: Bei den Leipzig Kings ist das Team der Star. Das ist genauso im Coaching ein Thema, auf dem Spielfeld und neben dem Spielfeld. Ich denke, es ist uns ganz wichtig, dass wir versuchen werden, uns von kurzfristigen Personaldiskussionen fernzuhalten. Unsere Roster-Ankündigungen werden auf jeden Fall kommen, wir haben Pläne für alle möglichen Eventualitäten entwickelt. Es ist enorm wichtig, dass wir als Mannschaft wachsen, dass wir die für die ELF notwendige Tiefe auf allen Positionen kreieren. Das ist der Fokus in allem, was wir derzeit tun. Das sind die Gründe, weshalb wir derzeit jegliche Personaldiskussionen unterbinden, weil sie momentan einfach nicht hierher gehören.

TOUCHDOWN24: Abschließend: Wo stehen die Leipzig Kings gerade?

Heisler: Ich glaube, wir sind ein Start-up im Aufbau. Ein Start-up mit extrem viel Potenzial.

Mehr von den Leipzig Kings in der kommenden Ausgabe von TOUCHDOWN24.

Über den/die Autor/in
Markus Schulz
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