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ELF - European League of Football

Die Dragons geben auf – ELF erlebt Super-GAU von Barcelona

Nicht nur sportlich am Boden: die Barcelona Dragons - Foto: IMAGO / sportworld

Die Barcelona Dragons haben in Woche 7 der European League of Football für den Super-GAU gesorgt. Die Katalanen lagen gegen die Munich Ravens schon zur Pause aussichtslos mit 00:54 hinten und entschieden sich dann dazu, das Spiel in der zweiten Halbzeit nicht mehr fortzusetzen. Ein schwerer Schaden für das Ansehen der Liga.

 +++Ein Kommentar von Dirk Kaiser+++

Die European League of Football ist vor knapp vier Jahren aus der Taufe geholt worden, um Vieles besser zu machen, was im europäischen Football so vor sich hin gedümpelt ist. Die German Football League hat unter dem Langzeit-AFVD-Präsidenten Robert Huber beispielsweise nie das vorhandene Zuschauerinteresse abgeholt. An einigen Stellen gelingt es den Verantwortlichen der ELF auch, aufzuzeigen, wohin der Weg des europäischen Footballs führen kann. Franchises wie Rhein Fire oder die Vienna Vikings aus Österreich funktionieren, der ELF Bowl lockt nahezu dreimal so viele Zuschauer ins Stadion wie der German Bowl. Es geht also was!

An anderen Stellen ist der ELF eine Professionalisierung des Footballs aufs dem alten Kontinent hingegen nicht gelungen. Die Transparenz der Liga lässt ebenso zu Wünschen übrig wie die Pressearbeit und erinnert an dunkelste Huber-Zeiten beim AFVD. Spieldaten werden nur mit Verzögerung publiziert, in dieser Woche wurden nicht einmal die Kickoff-Zeiten der anstehenden Spiele von Woche 7 richtig angegeben. Wie sicher das Gesamtkonstrukt finanziell aufgestellt ist, darüber kann man nur spekulieren. Gerüchte - mit welchem Wahrheitsgehalt auch immer - über Zahlungsschwierigkeiten gibt es zuhauf.

Doch, das Schlimmste ist der sportliche Zustand der Liga. Zur Entstehung wurde von den Verantwortlichen ein Bild gezeichnet, dass die ELF eine Konkurrenz ähnlich der NFL anstrebt. Jedes Team kann irgendwann die Meisterschaft gewinnen, für sportlichen Ausgleich wird gesorgt werden. Doch gibt die Liga ein ganz anderes Bild ab. Es gibt starke (finanzkräftige) Teams, die die Liga über die Jahre dominieren werden, ähnlich wie es in der so häufig kritisierten GFL in den 2010er Jahren der Fall war, als die New Yorker Lions Braunschweig kaum ernsthafte Konkurrenz verspürten. Und es gibt die Teams, die die Liga nur auffüllen. Oder glaubt ernsthaft irgendwer, dass die Fehervar Enthroners oder Milano Seamen in absehbarer Zeit ein ernstzunehmender Playoff- oder gar Titel-Kandidat sind? Sie werden sich auch die kommenden Jahre die Niederlagen reihenweise abholen.

Und so passiert es, dass auch ein Team mit ruhmreichen Namen unter die Räder gerät. Die Barcelona Dragons gehören wie Rhein Fire, Frankfurt Galaxy oder Berlin Thunder zu den Teams, die mit einem Bonus an NFL-Europe-Mythos in die ELF gestartet sind. Doch nach einer gebrauchten Woche, in der das Team Head Coach und weitere Teile des Coaching Staffs verlor, ist es mehr als fraglich, wie die Saison der Dragons denn noch weitergehen soll? Von der generellen Zukunft der Organisation ganz zu schweigen. Die Istanbul Rams und Leipzig Kings hat es in den vergangenen Jahren schon dahingerafft. Die Prague Lions wurden 2023  am Tropf am Leben gehalten, womöglich ergeht es auch den Dragons für die restliche laufende Saison so.

 

Das ist bedauerlich, aber im europäischen Football ist es auch keine Seltenheit, dass Teams die Segel streichen. Auch die GFL spielt seit zwei Jahren nicht mehr mit der vollständig ausgereizten Anzahl an Teams, weil sich aus unterschiedlichsten Gründen Mannschaften kurzfristig aus der Liga zurückgezogen haben und auf Landesverbandsebene einen Neustart versuchen. Nur soll die ELF ihre Fans nicht für dumm verkaufen. Es läuft sportlich nur bei einigen Teams und von der anvisierten Professionalität ist die Liga noch weit entfernt. Teams die aufgeben, weil sie chancenlos sind, oder mitten in der Saison sich zurückziehen, hat nicht einmal die viel gescholtene GFL in den letzten Jahren zu verzeichnen gehabt. Das ist ein Armutszeugnis für den Zustand der ELF.

Vielleicht sollte die ELF kleinere Brötchen backen, die Anzahl ihrer Mannschaften reduzieren, unter diesen für einen sportlich ausgeglichenen Wettbewerb sorgen, und dann langsam wachsen. Lässt sich aufgrund geringerer Lizenzeinnahmen nur wahrscheinlich nicht umsetzen. Nur: Ein 00:54 zur Pause – mit anschließender Aufgabe oder nicht - hilft niemandem – weder der Liga, noch den Teams und Sportlern. Und am allerwenigsten den Fans.

Über den/die Autor/in
Dirk Kaiser
Dirk Kaiser
Dirk Kaiser ist im Bereich des American Footballs seit über 20 Jahren auf etlichen Ebenen aktiv. Journalistisch begleitet er neben der NFL auch die ELF und GFL für TOUCHDOWN24.

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