Woche 6 steht vor der Tür. Wenn uns die letzten Wochen im College Football etwas gelehrt haben, dann, dass wir mit allem rechnen müssen. So geht Texas in den Red River Showdown gegen Oklahoma am Samstag nicht nur als Favorit, sondern auch in ein Matchup zweier ungerankter Teams. Die positiven Schlagzeilen machen derweil andere Teams. Zum Beispiel in Los Angeles und in Tennessee.
So gehen die Tennessee Volunteers und die USC Trojans ihre Duelle als Top Acht Teams an. Die Vols reisen ins Death Valley, wie das Tigers Stadium der LSU Tigers auch genannt wird und die Trojans empfangen mit den Washington State Cougars einen überraschenden Contender in der eigenen Pac-12-Conference. Neben spannenden Spielen gibt es auch wieder neue Erkenntnisse über die NFL-Draft-Prospects über die in dieser wöchentlichen Kolumne und im Podcats “Die Stars von Morgen” zu reden sein wird.
College Woche 6 steht vor der Tür. Lorenz @ScoutingLenz "zwingt" mich, über die Red River Rivalry zu sprechen, obwohl ich mir als Oklahoma Sooners Fan weitaus angenehmeres vorstellen kann.#ranCollege #ENDZN #ranNFL #ranNFLsuechtig #cfbgermany https://t.co/HBapUL5JSb
— Philipp Forstner (@Draft_Nerd) October 7, 2022
Texas Longhorns @ Oklahoma Sooners
Samstag, 8. Oktober 2022
Kickoff: 18 Uhr
Cotton Bowl in Dallas, Texas
Sowohl Texas als auch Oklahoma wandern in Kürze Richtung SEC ab und verlassen die weniger rentable Big12. Momentan sind beide Programme jedoch weit davon entfernt, überhaupt in der aktuellen Conference vorne mitzuspielen. Beide verloren bereits zwei Spiele. Texas unterlag in der Vorwoche knapp den Texas Tech Red Raiders, erreichte dafür aber fast eine Sensation gegen Alabama in Woche 2, als man Sekunden vor Spielende noch über Bryce Young und seine Crimson Tide führte. Währenddessen verlor Oklahoma zuletzt gegen Kansas State und wurde an der TCU mit 55-24 förmlich aus dem Stadion gefegt.
Die beiden ungerankten Teams gehen mit veränderten Vorzeichen als in den Vorjahren ins Spiel. Für die Sooners geht es um Wiedergutmachung nach zwei desolaten Einsätzen in der Big12. Die Meisterschaft ist bereits in weite Ferne gerückt. Für die Longhorns ist sie währenddessen noch erreichbar, weshalb sie jedoch einen Sieg genauso dringend benötigen, wollen sie weiter vorne dranbleiben.
Unter Abwesenheit von Quarterback Quinn Ewers setzte es zuletzt eine Niederlage für Texas, der sich jedoch rechtzeitig zum Red River Showdown, der erbitterten Rivalität der beiden Schulen, zurückmeldet. In den letzten Wochen kam es deshalb vor allem auf Runningback Bijan Robinson an und der wird auch diesmal der Schlüsselspieler sein.
Denn Robinson ist ein vielseitiger Playmaker aus dem Backfield und kann mit Power, Agilität oder Speed gewinnen und ist außerdem ein passabler Receiver. Momentan benötigt er immer noch etwas zu lang, um zu erkennen, wann und wo sich ein Gap für ihn öffnet, doch gegen Oklahoma sollte das weniger Sorgen bereiten.
Die Defense um Middle Linebacker David Ugwoegbu hat in den vergangenen Spielen das Tackling nahezu eingestellt. Ja, hier spricht ein enttäuschter Fan. Unter dem neuen Head Coach Brent Venables sollte es eher die Offense sein, die etwas Zeit benötigt, um wieder auf vorherigem Level zu performen. Doch es ist erneut die Verteidigung, die Fragezeichen aufwirft.
Ugwoegbu wird nach seinen Stärken öfter als Blitzer eingesetzt, was im Zentrum viele Löcher klaffen lässt. Kann Robinson in diese hinein stürmen, wird er, erstmal in Fahrt gekommen, mit der Abwehr kurzen Prozess machen und eines der größten Spiele seiner College Karriere hinlegen. Bisher ist nicht abzusehen, ob die Sooners ihren Gameplan dahingehend anpassen wollen. Robinson kann mit einer besonderen Performance daher möglicherweise seine Eintrittskarte für die erste Runde im NFL Draft lösen und Texas einen prestigeträchtigen Sieg bescheren.
This run from Bijan Robinson last year vs. OU was galvanizing! pic.twitter.com/wm4aTLKRbY
— Hook'em Headlines (@HookemHeadlines) October 5, 2022
#8 Tennessee Volunteers @ #25 LSU Tigers
Samstag, 8. Oktober 2022
Kickoff: 18 Uhr
Tiger Stadium in Baton Rouge, Louisiana
Für den Fall, dass die Partie frühzeitig einseitig wird und vor allem Sooners Fans das Spiel nicht zu Ende schauen möchten, gibt es um 18 Uhr eine weitere interessante Begegnung, diesmal in der SEC. Die Nummer Acht aus Tennessee trifft auf die Nummer 25 aus Louisiana. Das Matchup zählt zu den Besten an diesem Wochenende. LSU wird versuchen, den Heimvorteil zu nutzen und ihren Platz in den Top 25 zu verteidigen.
Tennessee will weiter durch die SEC marschieren und den Record auf 5-0 erhöhen. Die spielfreie Woche wird dabei sicherlich helfen, obwohl ein Auftritt im “Death Valley” immer schwierig ist. Allein mit Herz und Kampfeswille werden die Tigers das Spiel aber nicht für sich entscheiden, wie ihr neuer Head Coach Brian Kelly vor dem Spiel bekundet. Die Vols sind in diesem Jahr ein ernstzunehmender Playoff-Anwärter.
Grund für die großen Ambitionen, die man sich in Tennessee endlich wieder machen darf, ist Quarterback Hendon Hooker. Nach Jahren im Niemandsland hat er unter Head Coach Josh Heupel, der 2021 das Ruder übernahm, eine bemerkenswerte Entwicklung vollzogen. Hooker besitzt ein außergewöhnliches Armtalent und kann mit Kraft, Genauigkeit, Ballgefühl und Zip nahezu alle Bereiche des Feldes attackieren. Sein Ball Placement hat sich über die Jahre signifikant verbessert, obwohl er in Sachen Passmechaniken und Beinarbeit immer noch eine Menge Arbeit vor sich hat.
HENDON HOOKER GAME-WINNER 🍊
— ESPN (@espn) September 10, 2022
VOLS WIN AT PITTSBURGH IN OVERTIME! pic.twitter.com/Q0idqoGkZE
Vor allem bei herannahendem Druck fällt sein Gerüst immer noch in sich zusammen und sein Spiel wird ungenau und fehleranfällig. Beschützt durch eine exzellente Offensive Line um Left Tackle Darnell Wright, kommt es selten vor. Gegen LSU erwartet die Offense jedoch ein disziplinierter und energischer Pass Rush.
Wright kann sich sehr gut bewegen, weshalb es im Grunde nicht nachvollziehbar ist, weshalb er sich immer wieder gegen schnellere Pass Rusher nach vorne neigt und seine Balance verliert. Gegen B.J. Ojulari wird er es deshalb schwer haben, hat er nicht endlich gelernt, seinen eigenen Pass Sets mehr Vertrauen zu schenken.
Ojulari kommt mit seinem enormen ersten Schritt und hoher Spielgeschwindigkeit bereits auf 3,5 Sacks in drei Begegnungen. Zwar hat er technische Defizite im Clinch mit Offensive Tackles, die seinen Speed matchen können, womit er in der NFL derzeit noch einen geringeren Wert besitzt. Gegen Wright sollte er jedoch allein mit seiner Quickness gewinnen können.
Es kommt im Spiel auf die Offensive Line und die Entwicklung von Hooker an. Kann sowohl der Quarterback als auch Tackle Wright eine Verbesserung im Umgang mit Druck und hohem Speed präsentieren, wird dieses Spiel relativ früh eine einseitige Partie. Gelingt das nicht, wirft das Fragen über beide Prospects auf und LSU hätte tatsächlich eine Chance, mit den Fans im Rücken, das Spiel zu gewinnen.
Washington State Cougars @ #6 USC Trojans
Sonntag, 9. Oktober 2022
Kickoff: 1:30 Uhr
L.A. Memorial Coliseum in Los Angeles, California
Die Washington State Cougars (4-1) und die USC Trojans (5-0) liefern sich ein spannendes Duell ab 1:30 Uhr unserer Zeit, indem es um die Spitze in der Pac-12-Conference geht. Offensichtlich hat USC die besseren Karten, um dieses Spiel zu gewinnen. Sie verloren noch kein einziges Spiel, erwarten die Cougars im Heimstadion und sind an Nummer Sechs gerankt. Doch Washington State scheiterte nur knapp daran, in den Top 25 gerankt zu sein und verlor das einzige Match gegen die Oregon Ducks, einen schweren Gegner aus der eigenen Conference.
USC hat einen solchen Härtetest noch vor sich. Jetzt geht es direkt nacheinander gegen Washington State und auswärts gegen Utah. Danach wissen wir, wo USC in diesem Jahr mit seinem neuen Head Coach Lincoln Riley wirklich steht.
Travis Dye channeling his inner Reggie Bush:pic.twitter.com/cnw6wkCrhN
— Jim Nagy (@JimNagy_SB) September 18, 2022
Was wir bereits wissen, ist, dass Riley sein bereits in Oklahoma so starkes Laufspiel an der USC nach wenigen Wochen etablieren konnte. Mit unterschiedlichen Runningbacks kommt der Angriff auf über 180 Yards pro Spiel. Allen voran zeigt Travis Dye seine Vielseitigkeit, mit der er auch ohne besonders hohe Geschwindigkeit Big Plays kreieren kann.
Die Cougars stellen eine der besten Run Defenses im College Football, was, gemessen an früheren Shootouts, eine bemerkenswerte Entwicklung ist. Vor allem Transfer Linebacker Daiyan Henley von der University of Nevada hebt die Verteidigung auf ein neues Level. Henley hat sich seinen Wechsel an die Washington State hart erarbeitet und zeichnet sich in den ersten Wochen mit wichtigen Plays aus. Nach fünf Wochen gehört er zu den wichtigsten Tacklern in der Pac-12, erzielte bereits 9,5 Tackles for Loss, vier Sacks und schaffte sogar eine Interception und zwei Forced Fumbles.
Überraschenderweise wird über Henley noch wenig gesprochen. Das verhält sich anders mit Quarterback Cameron Ward. Der Transfer aus der FCS bewegt sich souverän in der Pocket und findet kreativ Lösungen, wenn ein Play einmal nicht so abläuft, wie er es sich vorgestellt hat. Das wiederum kommt leider öfter vor, da Wards Reads vor dem Snap noch ungenügend sind. Es scheint, als müsse sich der Spielmacher noch an das höhere Niveau gewöhnen.
Dennoch kann Ward den Ball gut über das Feld bewegen und Washington State jederzeit auf Schlagdistanz halten. Gepaart mit einer erstarkten Defense und einem echten Playmaker in Henley, erwartet die USC Trojans eine schwerere Aufgabe, als es auf dem Papier scheinen mag. Dieses Spiel wird daher ein echter Gradmesser. USC sollte es nicht auf die leichte Schulter nehmen und bereits zu sehr in die Zukunft auf Utah schielen. Dann gibt es an der Westküste ein böses Erwachen.