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NCAA - College Football

Die USC Trojans im ersten Jahr nach Caleb Williams

Der Vorgänger und sein Nachfolger: Caleb Williams (l.) und Miller Moss - Foto: IMAGO / ZUMA Press Wire

Selten bekommen College-Teams, die ihren Star-Quarterback an die NFL verlieren, bessere Prognosen für die Folge-Saison. Bei den USC Trojans sieht das dieses Jahr anders aus. Das Team von Erfolgs-Coach und Quarterback-Mentor Lincoln Riley bekam in der Offseason eine Generalüberholung und wird bereits jetzt in den Top-25 gehandelt. Die Gründe dafür sind jedoch vielschichtig und nicht nur im sportlichen Bereich zu suchen. Ob die Trojans schon so weit sind oder doch noch ein Übergangsjahr benötigen? Eine Bestandsaufnahme.

Lincoln Riley gilt seit seiner Zeit in Oklahoma als einer der besten College-Coaches. Noch nie hatte er in einer Saison weniger als neun Spiele gewonnen. Im letzten Jahr war es dann so weit, als er in seinem zweiten Jahr bei der USC von 13 Spielen nur acht gewann. Trotz der enormen Leistung von Quarterback Caleb Williams gelang es den Trojans nicht, eine wettbewerbsfähige Defense und eine standhafte Offensive Line aufzubauen – letztlich die Hauptgründe für die etwas magere Ausbeute. Dass sich das Team nun in einem Umbruch befindet, ist nicht verwunderlich. Neben Williams verließen noch weitere Stützpfeiler die Mannschaft in Richtung NFL: Safety Calen Bullock, die Runningbacks Marshawn Lloyd und Austin Jones, die Wide Receivers Brenden Rice und Tahj Washington, sowie Offensive Lineman Jarret Kingston und Edge Rusher Solomon Byrd.

Auch der Verlust von Quarterbacks Coach Kliff Kingsbury, der zu den Washington Commanders abwanderte, sollte seine Spuren hinterlassen. Normalerweise ist in solchen Fällen ein Übergangsjahr nötig und die Suche nach Nachfolgern gestaltet sich eher schwierig. Obwohl auch die Trojans tendenziell von einem solchen Szenario betroffen sind, beruht ihr Umbau aber eher auf unkonventionellen Tatsachen und nicht auf der einfachen Frage: Wer ersetzt denn nun Caleb Williams?

Von der Pac-12 in die Big Ten – ein reibungsloses Unterfangen?

Einer der Hauptgründe, warum es für die Trojans in Zukunft sportlich bergauf gehen soll, liegt abseits des Platzes. Anfang August begann für die University of Southern California eine neue Ära, als sie offiziell der Big Ten Conference beitrat und damit einen Wechsel von der Pac-12 vollzog, in der die Uni seit der Gründung der Pacific Coast Conference 1922 beheimatet war. Nun schloss sie sich mit drei weiteren Westküsten-Unis (UCLA, Oregon und Washington) der ältesten College-Liga der USA an und vergrößerte damit enorm ihre Reichweite – und eben auch den finanziellen Spielraum. Die Big Ten gilt als prestigeträchtigste Conference im College-Football mit Wurzeln, die bis 1895 zurückreichen. Die Transformation des CFB-Liga-Betriebs ist aktuell in vollem Gange. Während Universitäten wie Texas oder Oklahoma sich dazu entschlossen, von der Big-12 in die SEC zu migrieren und dadurch einen überregionalen Fokus bekommen, so ist der Umzug der USC in die Big Ten eher von nationaler Tragweite.

Vielmehr noch, er ist der Versuch, eine erste "wahre“ nationale College-Liga zu etablieren, die die Ost- und Westküste vereint. Die Uni profitiert durch den Wechsel nicht nur von einer Aufwertung des athletischen Betriebes, sie soll gerade in Zeiten von NIL auch eine Auffrischung ihrer eigenen Marke erfahren – und eben deutlich höhere finanzielle Zuwendungen bekommen. Für die Trojans heißt das: größere Investitionen in ihre studentischen Athleten und infrastrukturelle Projekte. Die Investments im Campus-Bereich sehen aktuell beispielsweise unter anderem den Bau eines neuen Performance Centers im Wert von 200 Mio. US-Dollar vor. Die Transition der Trojans in eine neue Liga stellt kein reibungsloses Unterfangen dar, sie sichert ihr aber langfristig eine erfolgreiche Zukunft.

Neuer Coaching Staff – der Grundstein für eine bessere Defense?

Sportlich gesehen bedeutet die Transformation zunächst eines: Die Trojans müssen sich vor allem in der Defense verbessern und zudem den Grundstein für besseres Spiel an der Line-of-Scrimmage legen. Die ersten Schritte dafür wurden unternommen, indem man nahezu den kompletten Defensive Coaching Staff austauschte. D’Anton Lynn übernimmt in seiner Rolle als Defensive Coordinator nun die Schwachstelle des Teams, nachdem er bereits die Transformation der UCLA-Defense erfolgreich vollbracht hatte. Diese landete 2022 noch auf Platz #87, ein Jahr später beendete sie die Saison auf Rang #10. Komplementiert wird Lynn durch die Zugänge von LB-Coach Matt Entz (FCS Champion mit North Dakota State), den beiden ehemaligen Super-Bowl-Champions Eric Henderson (D-Line) und Shaun Nua (Edge Rushers), sowie Secondary Coach Doug Belk, seines Zeichens ein Rising Star am CFB-Himmel.

 

Die Konsolidierung der Defense nahm auch direkt Konturen an. So sicherten sich die Trojans mit Safety Kamari Ramsey den zukünftigen Anführer ihrer Secondary und konnten mit Bear Alexander ihren besten Defensive Tackle halten, nachdem es in der Offseason noch Gerüchte um einen möglichen Wechsel ins Transferportal gab. Der Trojans-Runstop, der letztes Jahr nur auf Rang #116 lag, gab pro Spiel satte 186.5 Yards gegen den Lauf ab. Von Alexander erwartet man nun Dominanz, um diese Schwachstelle zu kompensieren. Im bisherigen Recruiting-Prozess bekamen die Trojans bisher zwar noch keine 5-Star-Talente ab, mit Edge Rusher Kameryn Fountain, CB Marcelles Williams, LB Elijah Newby und DT Carlon Jones konnten aber immerhin vielversprechende 4-Star-Rekruten anheuern. Obwohl in Jahr eins noch keine großen Sprünge zu erwarten sind, hat man die Weichen für eine solide Defense bereits gestellt.

Wer ersetzt denn nun Caleb Williams?

Dass Lincoln Riley bekannt für gute Offenses ist, dürften mittlerweile auch Laien mitbekommen haben. Die offensive Ausbeute war eigentlich nie ein Thema und Rileys Inspiration für NFL-Stars wie Baker Mayfield, Kyler Murray, Jalen Hurts oder eben Caleb Williams zeigt, wie gut er Talente formen kann. Erst gestern haben die Trojans ihren Starter bekannt gegeben und damit den direkten Nachfolger von Williams benannt: Miller Moss. Der Junior hütete drei Jahre die Bank als Caleb-Backup und übernimmt nun nach seinem eindrucksvollen Auftritt im Holiday Bowl. Dort komplettierte er 23 von 33 Pässen für 372 Yards und sechs Touchdowns und führte die USC zu einem spektakulären 42:28-Sieg gegen Louisville. Als Zusatz-Option kommt zudem UNLV-Transfer Jayden Maiava mit an Bord. Insgesamt landete die Recruiting-Klasse auf Rang #20, die Offense wurde dabei von Talenten wie OL Jason Zandamela oder WR Xavier Jordan verstärkt, im Transferportal sicherte man sich zudem die Dienste von Runningback Woody Marks. Mit dem angehenden Superstar Zachariah Branch und mit Makai Lemon verfügen die Trojans bereits über ein überdurchschnittliches Receiving Corps, womit auch der Transfer von Mario Williams zu Tulane kompensiert zu sein scheint. Die Offensive Line hat zwar bisher noch einige Schwachstellen, sie wird aber von Jonah Monheim angeführt, der sich beim letzten Draft gegen die NFL und für ein weiteres Jahr am College entschied und eine der Grundsäulen der Offense bildet.

Obwohl im ersten Jahr nach Williams keine Bäume ausgerissen werden sollten, haben die Trojans in beiden Mannschaftsteilen doch die Grundsteine für eine erfolgreiche sportliche Zukunft gelegt. Lincoln Riley darf also berechtigterweise hoffen, im kommenden Jahr wieder mehr Siege einzufahren. Dennoch darf man annehmen, dass nicht alles reibungslos geschieht. Die Umstrukturierung durch den Ligen-Wechsel und der Team-interne Umbruch nach Caleb sind keine Symptome, die mit Makulatur bekämpft werden können und eine erfolgreiche Saison hängt maßgeblich davon ab, wie schnell die einzelnen Mannschaftsteile zusammenfinden.

Über den/die Autor/in
Patrick Weixelmann
Patrick WeixelmannWebsite: https://locofootball.tv/
Beat Writer
Der bekennende Fan der Las Vegas Raiders liebt und lebt Football seit 30 Jahren. Patrick Weixelmann betreibt zudem den deutschsprachigen Raiders- und Draft-Podcast "LocoFootball" und hostet eine eigene Fanseite. Aktiv Football spielte er Anfang der 2000er.

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